Was ist der richtige Logistikstudiengang? - Herausforderungen

Herausforderungen bei der Gestaltung eines standort- und fachübergreifenden Logistikstudiengangs

Die Konzeption eines standort- und fächerübergreifenden Logistik-Studiengangs stellt die Hochschulen vor besondere Herausforderungen. Logistik ist ein interdisziplinäres Fach, das Wissen aus Bereichen wie Maschinenbau, Betriebswirtschaft, Informatik und anderen Disziplinen erfordert. 

Gleichzeitig müssen verschiedene Standorte einer Hochschule, wie an der Hochschule Kaiserslautern, inhaltlich aufeinander abgestimmt werden. Hinzu kommt, dass Studierende mit unterschiedlichen Vorkenntnissen, Interessen und Lebenssituationen eine flexible und individuelle Studiengestaltung benötigen. Diese Rahmenbedingungen erfordern innovative Konzepte in der Studiengangsplanung.


Herausforderungen bei der Konzeption

Bevor auf die einzelnen Aspekte im Detail eingegangen wird, sollen zunächst die grundsätzlichen Problemfelder skizziert werden, die sich bei der Planung eines standort- und fächerübergreifenden Logistik-Studiengangs ergeben. Dabei kristallisieren sich drei zentrale Themenfelder heraus, die bei der Konzeption besonders zu berücksichtigen sind:

  • Interdisziplinarität:
    Ein Logistik-Studiengang muss Kompetenzen aus unterschiedlichen Disziplinen sinnvoll miteinander verknüpfen. Diese Vielfalt erschwert die Entwicklung eines kohärenten Curriculums.
  • Standortübergreifende Abstimmung:
    Die Inhalte sollen an allen beteiligten Standorten vergleichbar vermittelt werden. Um den organisatorischen Aufwand für die Hochschulen gering zu halten, werden individualisierte Studienpläne angestrebt. Statt Module an jedem Standort anpassen zu müssen, wählen die Studierenden aus einem bestehenden Pool die Module aus, die am besten zu ihrem Profil passen. Dies vereinfacht die Koordination für die Hochschule, erhöht aber die Komplexität für die Studierenden bei der individuellen Studienplanung.
  • Heterogene Studierendenschaft:
    Unterschiedliche Vorkenntnisse, Lernstile und berufliche Situationen erfordern eine flexible Studiengestaltung. Die Studierenden dürfen bei dieser anspruchsvollen Auswahl nicht allein gelassen werden; sie benötigen gezielte Beratung und intensive Unterstützung, um den für sie optimalen Weg durch das Studienangebot zu finden.

Insgesamt zeigt sich, dass die Planung eines standort- und fächerübergreifenden Logistik-Studiengangs eine vielschichtige Aufgabe ist. Die Interdisziplinarität, die standortübergreifende Abstimmung und die Heterogenität der Studierenden führen zu einem komplexen Anforderungsprofil, das eine sorgfältige, abgestimmte und flexible Studiengangsarchitektur erfordert.

Lösungsansätze für ein schlüssiges Studienkonzept

Um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, müssen zielgerichtete Konzepte entwickelt werden, die sowohl den organisatorischen Rahmenbedingungen der Hochschule als auch den individuellen Bedürfnissen der Studierenden gerecht werden. Die folgenden Lösungsansätze bieten konkrete Schritte zur Gestaltung eines inhaltlich kohärenten und praxisnahen Studienprogramms:

  • Personalisierte Studienpläne:
    Durch die Auswahl aus einem breiten Angebot an Modulen können die Studierenden ihr Studium flexibel an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen. Dies reduziert den Koordinationsaufwand für die Hochschule, da weniger Modulanpassungen an einzelnen Standorten notwendig sind. Gleichzeitig entsteht für die Studierenden ein erhöhter Beratungsbedarf, um im dichten Angebot den für sie passenden Weg zu finden.
  • Stärken des ECTS-Systems nutzen:
    Das European Credit Transfer System ermöglicht eine flexible Modulwahl und internationale Anerkennung. So können Studierende an allen Standorten passende Module belegen, um die verschiedenen Facetten der Logistik abzudecken.
  • Interdisziplinäre Praxisnähe:
    Ein erfolgreiches Logistikstudium bezieht die gesamte Bandbreite des Hochschulangebots mit ein. Praxisorientierte Elemente wie Fallstudien oder Projektarbeiten fördern ein ganzheitliches Verständnis logistischer Prozesse und erleichtern die Umsetzung theoretischer Inhalte in die Praxis.
  • Digitalisierung:
    Digitale Plattformen erleichtern die standortübergreifende Koordination und erhöhen die Flexibilität des Studiums. Der ortsunabhängige Zugriff auf Lehrmaterialien, Tools zur individuellen Studienplanung und virtuelle Kollaborationsräume ermöglichen eine bessere Einbindung unterschiedlicher Zielgruppen, wie z.B. berufsbegleitend Studierende oder Studierende aus dem Ausland. So kann ein hybrides Studienmodell entstehen, das die Vorteile von Präsenz- und Online-Lehre nutzt und gleichzeitig die Steuerung individueller Lernwege unterstützt.

Diese Herausforderungen sind jedoch kein rein technisches Problem, das allein durch Digitalisierung und entsprechende Tools gelöst werden kann. Vielmehr sind Studierende Menschen mit individuellen Bedürfnissen, die eine persönliche, auf ihre jeweilige Situation zugeschnittene Beratung benötigen. Genau hier gilt es anzusetzen, um daraus auch ein Alleinstellungsmerkmal für den Studiengang abzuleiten.

Beratungsbedarf der Studierenden

Trotz umfangreicher hochschulinterner Beratungsangebote nehmen viele Studierende externe Angebote in Anspruch, die von emotionaler Unterstützung bis hin zu kommerziellen Angeboten wie Lektoraten oder Coachings reichen. Die Qualität externer Beratungsangebote ist dabei nicht immer gewährleistet. Angesichts der gestiegenen Komplexität durch individuell zusammenstellbare Studienpläne ist es umso wichtiger, verlässliche interne Beratungsangebote in das Studienprogramm zu integrieren.

Ein wichtiger Ansatz ist die Verankerung spezieller Beratungs- und Koordinierungsmodule direkt im Studienverlauf. Diese Module dienen als Schnittstelle zwischen den fachlichen Inhalten und den individuellen Bedürfnissen der Studierenden. Sie können
  • Orientierung bei der Modulauswahl und Hilfestellung bei der Zusammenstellung geeigneter Module aus dem Gesamtangebot.
  • Lernstrategien und Zeitmanagement vermitteln, um den erhöhten Aufwand der individuellen Studienplanung zu bewältigen.
  • Internationale Studierende und Berufstätige durch digitale und flexible Formate unterstützen.
  • Unterstützung bei der Verknüpfung von Theorie und Praxis.
Nachdem klar ist, dass individuelle Studienpläne ein zentrales Element für die standort- und fächerübergreifende Flexibilisierung des Logistikstudiums sind, stellt sich die Frage, wie die dafür notwendigen Koordinationsmodule konkret aussehen sollen.

Gestaltung der Koordinationsmodule

Die Herausforderung bei der Gestaltung eines Koordinierungsmoduls liegt nicht in fehlender inhaltlicher Expertise, sondern darin, ein Beratungskonzept zu entwickeln, das Studierenden eine fundierte, individuell abgestimmte Modulauswahl ermöglicht.

Hierzu wurde eine Analyse kommerzieller Beratungsangebote durchgeführt, insbesondere solcher, die ihre Zielgruppen über Social Media ansprechen. Diese liefern Einblicke in die Bedürfnisse, Präferenzen und gut angenommene Formate der Studierenden. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen gezielt in die Entwicklung des Koordinierungsmoduls ein, wobei strukturierte Entscheidungshilfen, interaktive Selbsteinschätzungstools, Praxisbeispiele und digitale Austauschformate integriert werden.


  Allgemeine Überlegungen zu  
Social Media im Kontext
der Beratung Studierender
an Hochschulen

Martin Wölker, PS, 2024

Artikel im Volltext
    Excel-Sheet mit der Datenbasis   



Zunächst wird das Funktionsprinzip der kommerziellen Angebote verstanden: Welche Inhalte werden vermittelt, wie werden sie präsentiert und welchen Mehrwert bieten sie? Die besten Ansätze werden anschließend auf die Zielgruppe abgestimmt übernommen.

Ziel ist es, den Studierenden ein Koordinierungsmodul bereitzustellen, mit dem sie schnell und effizient einen optimalen Studienplan erstellen können – eine unabhängige Alternative zu kostenpflichtigen Angeboten, die individuelle Ziele, Voraussetzungen und Lebensumstände berücksichtigt.

Fazit

Ein interdisziplinäres, standortübergreifendes Logistikstudium, das individuelle Bedürfnisse berücksichtigt und durch digitale Tools sowie integrierte Beratungs- und Koordinationsangebote unterstützt wird, ist anspruchsvoll, bietet aber einen erheblichen Mehrwert. Im Mittelpunkt stehen individualisierte Studienpläne, die einerseits die Koordination für die Hochschule vereinfachen, andererseits aber einen erhöhten Beratungsbedarf bei den Studierenden erzeugen.

Zentrale Bausteine sind Koordinierungsmodule, die den Studierenden helfen, ihre individuelle Modulauswahl zu treffen und diese sinnvoll mit den übergreifenden logistischen Kompetenzen zu verzahnen. Mit einer durchdachten Planung lassen sich Studiengänge entwickeln, die die Studierenden optimal auf die Anforderungen der modernen Logistik vorbereiten - ganzheitlich, praxisnah und passgenau für ihre Lebenssituation.

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Hochschulen in Deutschland bieten logistikaffine Studiengänge an, aber nicht jede Hochschule hat zwangsläufig einen eigenen Logistik-Studiengang. Dies ist der 4. Beitrag in dem ich der Frage nachgehe: Was ist der richtige Logistikstudiengang?

  1. Legacy Insights: Ein best-of Logistik Studiengang aus der Konkurrenz-Analyse mit an Hochschulen vorhandenen Logistikstudiengängen. 
  2. Eine Korpusanalyse der Logistik:  Es wurden 1313 Seiten aus dem Internet, die sich mit Logistik beschäftigen, in einem Korpus gesammelt (vor Corona wg. Bias). 
  3. Current Trends - Diese Bezeichnung hebt den Webkorpus hervor, der die öffentliche Gegenwart widerspiegelt. Das Ergebnis mit ChatGPT wird hier dargestellt
  4. Logistikausbildung für die Zukunft: Digitale Transformation  als Chance praxisorientierte Kenntnisse in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung zu stärken.
  5. Hat meine Hochschule die Kompetenz die richtigen Kompetenzen der richtigen Professoren aus den richtigen Fachbereichen synergetisch auszurichten?
  6. Dieser Beitrag: Herausforderungen bei der Gestaltung eines standort- und fachübergreifenden Logistikstudiengangs mit personalisierten Studienplänen für jeden Studierenden.
  7. Future Focus: Diese Bezeichnung betont die Analyse der Stellenanzeigen, die die Zukunft von Forschung und Lehre in den nächsten Jahrzehnten prägen werden. Kommt als nächstes.
  8. Eigener Logistik Studiengang ja sogar ein Fachbereich mit einem vielen Boomer-Professoren? Nein das braucht es nicht. Der integrierte Logistik-Studiengang.
  9. Eine neue Hoffnung für die Logistik an der Hochschule Kaiserslautern.




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Version: 1.3 Mai 2023, Kontakt: E-Mail Martin Wölker
Pirmasens, Germany, 2018-, ausgelesen am: , Licence CC BY-NC-SA



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