'Was man nicht messen kann... kann man nicht kontrollieren‘ [1]
Kennzahlen sind Zahlen, die unmittelbar für betriebswirtschaftliche Entscheidungs- und Beurteilungszwecke herangezogen werden können. Ihre wesentliche Aufgabe besteht darin, sowohl das innerbetriebliche Geschehen als auch außerbetriebliche Vorgänge transparent zu machen und insgesamt eine bessere Handhabbarkeit und Steuerbarkeit des Unternehmens und seiner Teilbereiche zu erreichen.
Logistische Kennzahlen sind Zahlen, mit denen die quantitativ erfassbaren Sachverhalte des Logistikbereiches in konzentrierter Form wiedergegeben werden können. Sie sind ein Bestandteil des Logistikcontrollings und ermöglichen die Übersicht und Optimierung der Logistikkosten und Logistikleistungen.
Eine von 1001 Stellen mit den Formeln |
Lagerkennzahlen?
Unter den zahlreichen Kennzahlen um und im Lager [2,S.52ff; 3,S.461ff; u.v.m.] sollen folgende berechnet werden:
- durchschnittlicher Lagerbestand
- Lagerumschlagshäufigkeit,
- durchschnittliche Lagerdauer,
- Lagerzins
Die Formel stehen als ein Beispiel unter vielen im nebenstehenden Bild. Sie entsprechenden dem Literaturstand und sind auch Teil der kaufmännischen Ausbildung. Bezugsgröße ist immer eine Periode, sei es nun ein Jahr, Geschäftsjahr, Quartal, Monat oder was auch immer.
Die notwendigen Daten sind in der Bestandsübersicht enthalten, die wir schon aus Teil 6 kennen. Lege eine neue Tabelle an und übernimm den Inventurwert zum 31.12.2018, den Wert zum Jahresende 2019 und den Wert der Abgänge. Wende die Formeln an und berechne zum Schluss die Zinsen, die das Material im Lager kostet.
Ergebnisse Lagerkennzahlen |
Nach der Definition werden durchschnittliche Werte berechnet. Wohl denn, rechne das mal für jedes Material einzeln aus und bilde dann den richtigen Durchschnitt.
Klapp nicht oder geht es doch?
Wer hat sich die Formeln ausgedacht?
Was ist der Durchschnitt?
Kern des Problems ist, dass die Kennzahlen nicht wohldefiniert sind, d.h. der Spielraum für Interpretationen ist groß; ein Problem das viele "Kennzahlen" haben. Es gibt zwar entsprechende Standards [2] aber diese werden häufig nicht angewendet oder man hält es nicht für wichtig. Verträge werden eben von Juristen gemacht, deren operative Kenntnisse meiste retadiert sind; hört sich eindeutig an ist es aber nicht. Vielleicht sind´s aber auch die Kaufleute, die Buchungen mit realen Prozessen verwechseln, egal.
Natürlich geht das auch genauer. Im Folgenden werden wir das machen. Das geht sehr einfach, da wir ja alle Lagerbewegungen und Materialstammdaten haben. Lade die Datei und führe alle Buchungen in einer neuen Tabelle zusammen. als erstes verschaffen wir uns mal einen Überblick.
Dazu ein neuer Trick: Bisher haben wir Pivottabellen aus den vorhandenen Daten erstellt. Ergänze die Tabelle mit drei Spalten für den Tag im Jahr, den Monat und das Quartal, im Bild blau hervorgehoben. Für jede Position soll noch deren Wert eingetragen werden. Das ziehst Du einfach aus den Stammdaten mit dem S-Verweis raus. Die Spalte ist grün gekennzeichnet.
Alle Buchungen von Eletronics Inc. ergänzt um Datumsfunktionen und den Preis jeder Position. |
Ausschnitt der Pivottabelle mit eingetragenen Formeln |
Mit richtigen Werten richtig Rechnen
Der gewichtete Mittelwert kann in Excel auch direkt berechnet werden. Dazu wird der aktuelle Lagerwert jeweils mit der Zahl der Tage multipliziert und alles aufsummiert. Das ist das Skalarprodukt [5] aus Lagerwert und Tagen. Das wird dann durch die Summe der Gewichte geteilt; nun hier sind das einfach die 366 Tage; also:Durchschnittlicher Lagerbestand = SUMMENPRODUKT(B24:KM24;B25:KM25)/ SUMME(B25:KM25)
- Aufsummieren wie viele Teile überhaupt durch das Lager gehen, indem alle Wareneingänge summiert werden.
- Berechnen wie viele Teile jeden Tag im Lager liegen; also Ein- und Ausgänge berücksichtigen.
- Berücksichtigen wie lange die Teile im Lager liegen; das sind dann die Lagertage.
- Dann wird wieder der gewichtete Mittelwert berechnet. Danach kannst Du meinetwegen einen Mittelwert bilden.
- Rechnung gemäß der kaufmännischen Regeln
Kosten des Materials im Lager 5309,87 € - Rechnung mit taggenauen Bestandswerten
Kosten des Materials im Lager 4857,93 € - Taggenaue Bestandswerte und exakte Durchschnittliche Lagerdauer
Kosten des Materials im Lager 2864,46 € - Taggenaue Bestandswerte, exakte Durchschnittliche Lagerdauer und Zinsen taggenau
wirkliche Kosten des Materials im Lager 5070,55 €
Merke: Geld-Logistiker benutzen gelernte Formeln, wahre Logistiker rechnen richtig und gehen wissenschaftlich vor, immer!
Visualisierung des Berechnung des durchschnittlichen Bestandsverlaufs gem. kaufmännischer Ausbildung und wie er richtig aus den dem echten Beständen berechnet werden muss. |
Quellen
- DeMarco T (2008), "Was man nicht messen kann,... kann man nicht kontrollieren", Frechen, Germany, February, 2008. MITP-Verlag [BibTeX]
- Spindler G-I (2020), "Basiswissen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre - Quick Guide für (Quer-) Einsteiger, Jobwechsler, Selbstständige, Auszubildende und Studierende" Wiesbaden Springer Gabler. [BibTeX] [DOI]
- Wannenwetsch H (2010), "Integrierte Materialwirtschaftund Logistik- Beschaffung, Logistik, Materialwirtschaftund Produktion" Heidelberg Springer. [BibTeX] [DOI]
- Seite „Gewichtung“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. November 2021, 23:40 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gewichtung&oldid=217569761 (Abgerufen: 26. Februar 2022, 23:24 UTC)
- Seite „Skalarprodukt“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. Januar 2022, 19:37 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Skalarprodukt&oldid=219144690 (Abgerufen: 27. Februar 2022, 16:44 UTC)
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