Wechsel von der Präsenzlehre auf digitale Lehrformate.
Wie können Lehrveranstaltungen, deren Kompetenzvermittlung durch soziale Interaktion und non-verbale Kommunikation entsteht, digital unterstützt werden?
von Selina Karst, Lisa Weisenstein, Lisa Ehrgott,
Eine Pandemie, wie die aktuelle Corona-Pandemie, stellt die Hochschulen vor ganz neue Herausforderungen. Aufgrund umfassender Einschränkungen, wie Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, können Präsenzveranstaltungen nicht stattfinden. Um einen Aufschub der Lehrveranstaltungen zu verhindern, müssen Werkzeuge und Methoden entwickelt werden, die ein bestmögliches Fortbestehen des Lern- und Lehrbetriebs sicherstellen. Als sinnvolle Lösung gilt die Umstellung auf alternative, digitale Lehrformate.
Gerd Altmann auf Pixabay Uni Salzburg (NaWi-AV-Studio) |
Online-Übertragung oder Videokonferenzen schaffen Abhilfe. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass sowohl den Lehrenden als auch den Lernenden das nötige Equipment, wie Kameras, Laptops und Mikro-fone, zur Verfügung stehen.
Schwieriger gestaltet sich dagegen die digitale Umsetzung von Lehrformaten, bei denen der Kompetenzerwerb durch persönliche Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden zustande kommt. Vor allem Formate, bei denen der Fokus auf der Vermittlung von Softskills, wie Methoden-, Individual- und Sozialkompetenz liegt, sind nur schwer ins Digitale zu übersetzt. Auch bei Seminaren und Blockveranstaltungen, bei denen die Kompetenzvermittlung nur durch eine aktive Teilnahme der Studierenden erreicht werden kann, ist eine sinnvolle Umstellung kompliziert.
Um jedoch auf die aktuelle Situation reagieren zu können und um auf zukünftige derartige Herausforderungen vorbereitet zu sein, ist es notwendig eine vollwertige Kompetenzvermittlung durch die Digitalisierung der Lehre zu erreichen.
Die Projektarbeit beschäftig sich mit den Fragen:
- Wie ist trotz Digitalisierung ein effizienter Austausch möglich?
- Wie kann die Entwicklung von Selbst- und Sozialkompetenz digital unterstützt werden?
- Ist es möglich alle Präsenzveranstaltungen digital durchzuführen?
Resultat
Zu Beginn der Projektarbeitsphase hat die Teilnahme an dem Hackathon „Wir hacken das digitale Sommersemester“ Möglichkeit gegeben, in die Thematik des digitalen Semesters Einzug zu erhalten und sich in Gesprächen mit den Beteiligten darüber auszutauschen. Der entwickelte „Leitfaden zur digitalen Lehre“ bildet in der Ausarbeitung des Projektes in der Konzipierung des Moduls „Fallstudien Diagnose und Design“ die Grundidee.
Im Anschluss an den Hackathon hat sich die Projektgruppe durch eine umfangreiche Recherche zu Lehrformaten, Methoden der modernen Lehre und der digitalen Infrastruktur breit gefächerte Informationen gesammelt. Diese haben besonders in der späteren Konzipierung des Moduls „Fallstudien Diagnose und Design“ zu der Ideenfindung beigetragen.
Da das Konzept nicht nur auf theoretischen Grundlagen basieren soll, wurde zudem eine Umfrage unter 308 Studierenden und 35 Dozierenden durchgeführt. Die Auswertung ergab, dass besonders der persönliche Austausch unter Studierenden und auch mit den Dozierenden in dem digitalen Semester 2020 vernachlässigt wurde.
Angeschlossen an die Umfrage und die Theorierecherche, konnte ein Konzept für das ausgewählte Modul entwickelt werden. Da sich das Modul „Fallstudien Diagnose und Design“ in drei verschiedene Arbeitsphasen gliedert, wurden die Methoden auf jede Phase angewandt. Aus den allgemeinen Methoden und der gezielten Anwendung in den einzelnen Phasen ist ein Gesamtkonzept entstanden, das auf das Modul angewendet werden kann.
Ausblick
Die Zukunft und der weitere Verlauf der Pandemie sind ungewiss. Da es unausweichlich ist, dass geeignete Module weiterhin digital umgesetzt werden, muss die digitale Lehre durch geeignete Tools noch besser an die Bedürfnisse der Studierenden und Dozierenden angepasst werden.
Die derzeit genutzten Methoden erfüllen zwar die grundlegend notwendigen Aufgaben der Lehre, doch um ein gleichwertiges Lehrniveau zu erhalten, müssen die Methoden erweitert werden. Ein vollständiges Ersetzen der Präsenz-lehre zeigt sich als eine schwierige Aufgabe. Doch mit geeigneten Kanälen ist es möglich.
Um in naher Zukunft, wie dem kommenden Wintersemester, die Hochschullehre aufrecht zu erhalten ist es wichtig, ein geeignetes Mittelmaß zwischen Präsenzlehre und digitaler Veranstaltungen zu finden.
Auch wenn die Pandemie die Welt und auch die Lehre unsanft zu einem Umdenken gezwungen hat, sollte der Fortschritt in der digitalen Lehre durchaus positiv betrachtet werden. Auch nach der Pandemie ist es sinnvoll, diesen Fortschritt zu nutzen und Module teilweise digital durchzuführen oder durch entsprechende Tools zu ergänzen.
Denn auch in der Lehre heißt es, sich stetig weiterzuentwickeln und in Zukunft Ausnahmezustände souverän und mit einem Mehrwert daraus zu meistern.
Materialien
- Karst S, Weisenstein L and Ehrgott L (2020), "Wechsel von der Präsenzlehre auf digitale Lehrformate. Wie können Lehrveranstaltungen, deren Kompetenzvermittlung durch soziale Interaktion und non-verbale Kommunikation entsteht, digital unterstützt werden?". Thesis at: Hochschule Kaiserlautern, Logistik. Pirmasens, Germany, July, 2020.[BibTeX] [URL]
Zusatzmaterial Präsentationsfolien und Daten und Auswertung - Studierende und Dozenten Kurs Fallstudien-Diagnose und Design Sommersemester 2020, Produktion Martin Wölker, Logistics - Diagnostics and Design, Hochschule Kaiserslautern, Standort Pirmasens Video "Fallstudien Corona Edition" auf Youtube
- Müller J (2019), "Effizientes Vorgehen bei Fallstudien in der Logistik" Dortmund, August, 2019. Vol. 1 Praxiswissen. [BibTeX]
- Müller J (2017), "Entwicklung einer Case Study zur Förderung von Handlungskompetenz im Logistikstudium". Thesis at: Hochschule Kaiserlautern, Logistik. Pirmasens, Germany, December, 2017. [BibTeX] [URL]
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