Muss ich gut in Mathe sein?

Erst mal die Antwort: Nein musst Du nicht, Mathe ist einfach ein Handwerk.

Keine Ahnung, warum Studierende immer Angst vor Mathe haben. Mathematik ist eben das Handwerk mit Zahlen und Formeln umgehen zukönnen, jedenfalls auf dem Bachelor-Niveau. Einfach eine Frage des △ Trainings.

Heute ist alles modularisiert, mit Einzelprüfungen. Also überschaubare Stoffmengen. Ich hatte zu Diplomzeiten in der Physik nach 4 Semestern à 6 SWS eine mündliche Prüfung. Alle Klausuren vorher waren nur die Teilnahmeberechtigung dazu. Dabei bin ich auch nur mit einer 4 im Vordiplom durchgekommen, nur mal so, zu Deiner Beruhigung.

Mathe-Vorlesungen sind selten spannend und Übungen bzw. Tutorien sind Trainingslager. Mathe Training kostet △ Zeit, aber die Prüfungen sind mit Training eigentlich immer zu schaffen. Natürlich gibt es Studienrichtungen, die in der Abstraktion an echte Grenzen gehen z.B. Physik oder eben Mathematik. Aber die Logistik gehört sicher nicht dazu!

Warum Mathe in der Logistik?

Was man in der Praxis braucht ist der Dreisatz und natürlich Excelkenntnisse. Excel kann Mathe, wenn Du mehr als Zellen einfärben kannst. Es soll vorkommen, dass Excel mehr als die Profs. kann, es sei denn, sie sind Mathematiker oder Physiker. Ein wahrer "Excel-Samurai" schnitzelt Daten gekonnt klein 😉. Ist natürlich auch nur Training.

Wenn´s für die Praxis nicht so wichtig ist, warum also so viel Mathe?
Jörn Loviscach, Mathematik Professor an der FH Bielefeld, hat in einem ↪ Beitrag in Der Zeit vom 1. Oktober 2014 ein paar Vermutungen genannt:
  • Tradition technikorientierter Studiengänge
  • Notdürftig kaschierter Numerus clausus
  • Denken und diskutieren im Sandkasten der Mathematik lernen
  • Im Beruf selten Aufgaben, die von höherer Mathematik profitieren
Einen wichtigen Grund nennt er nur am Rande: Genügend Mathematik im Bachelor-Studium ist notwendig, um anschlussfähig zu sein. Anschlussfähig bedeutet:
  1. Wenn Du in einen Masterstudiengang willst, kann die Hochschule Bedingungen stellen [1]. Diese sind oft so angelegt, dass die "Eigengewächse" bevorzugt werden, da ja nicht für alle Absolventen ein Masterstudium möglich ist . Zu wenig Mathe bedeutet dann Ablehnung oder Auflagen, das nachzuholen. Besonders der Wechsel von der FH zur Uni wird schwer [2].
  2. Die Personalchefs haben in der Regel zu einer Zeit studiert, als Kompetenzorientierung eine geringe Rolle spielte und niemand an etwas wie Bologna dachte. Wenn also tatsächlich ein Personaler in Deine Einzelleistungen reinsieht, sollte er wiederfinden, was er selbst so mal gelernt hat.
Daraus folgt:
➤ Genug Mathematik ist wichtig, um nach dem Bachelor ggf. in einen Master zu kommen.
➤ Genug Mathematik sollte in den Bewerbungsunterlagen für Entscheider drinstehen.

Also hör auf zu jammern, leg los!

Epilog

Mathe ist eine alte Disziplin. Alles, was Du brauchst ist bekannt und kann super im Web gelernt werden. Jörn Loviscach bietet einen ▷ Online-Kurs mit Prüfung und ECTS an. Da dies eine Hochschulleistung ist, sollte die △ Anerkennung kein Problem sein.

Noch eine Anekdote aus den 90´ern:

Eine meiner ersten Aufgaben am Lehrstuhl für Förder- und Lagerwesen der TU-Dortmund war eine externe Dissertationsschrift für meinen Oberingenieur durchzuarbeiten. Da wurde viel rumgerechnet und auch wilde Integrale gelöst. Eine einzige Umformung lief über 4 Seiten und dass dann gleich 4 mal.

Musste aber eigentlich nur 1 mal gerechnet werden, der Rest waren triviale Transfomationen kathesischer Koordinaten. Weil mir die Rechnerei einfach zu blöd war, habe ich die Integrale im ↪ Gradshteyn-Ryzhik nachgeschlagen. Wozu 16 Seiten rumrechnen, wenn man das mit Recherche auf einer Seite erledigen kann? Seitenschinderei, aber bitte, jeder wie er mag.

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