Keine Angst vor KI oder "Just do it, but do it right"

Keynote auf der Veranstaltung „Digitaler Wandel und der Einsatz
von KI in heimischen Unternehmen Unverzichtbar für den Erfolg“
Business-Meeting des Wirtschaftsservicebüros am 4. Februar 2025 in Kusel

Die Digitalisierung hat unsere Welt in den vergangenen Jahrzehnten mit rasanter Geschwindigkeit verändert. Seit rund vierzig Jahren begleite ich diese Entwicklung und habe dabei immer wieder erlebt, wie neue Technologien unser Leben beeinflussen – sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. Heute stehen wir mit der Künstlichen Intelligenz (KI) an einem entscheidenden Wendepunkt. KI ist längst keine bloße Zukunftsvision mehr, sondern Realität. Sie durchdringt zunehmend verschiedenste Lebensbereiche und verändert grundlegend, wie wir arbeiten, kommunizieren und Probleme lösen. 

Dieser Text liegt hier auch als PDF vor


Eine klare Trennung zwischen einer konventionellen Gruppe, die ohne KI arbeitet und skeptisch wirkt, und einer futuristischen Gruppe, die begeistert mit Robotern, Hologrammen und digitalen Assistenten interagiert. Perfekte Darstellung der Spaltung zwischen KI-Akzeptanz und Widerstand!

Das ist der 4. Entwurf von Dalle3 der dann noch 4 mal überarbeitet wurde. Ich habe unpassende Elemente entfernt und passend ergänzen lassen. Da die Auflösung mager war habe ich das Bild mit Leonardo.ai upgescaled. 


Angesichts dieser tiefgreifenden Veränderungen begegnen uns zwei diametral entgegengesetzte Haltungen. Auf der einen Seite stehen Begeisterung und Aufbruchsstimmung. Viel, unter denen ich nur einer bin, sehen in der KI eine einzigartige Chance, die unser Leben sicher bereichern wird.

Vor mehr als 40 Jahren begann ich mein Physikstudium an der Ruhr-Universität Bochum. Nach zwei Jahren theoretischer Kernphysik wechselte ich für meine Diplomarbeit zur experimentellen Festkörperphysik. Nach dem Diplom promovierte ich im Maschinenbau an der Universität Dortmund über neuronale Netze in der Logistik.

Danach war ich als selbständiger Unternehmensberater in verschiedenen Branchen tätig. Nach 1 ½ Jahren als COO bei einem Edelstahländler bin ich nur seit über zwölf Jahren Professor - ein Lebenslauf, der Wandel und Transformation verkörpert.

Transformation ist für mich nicht nur ein theoretischer Begriff, sondern gelebte Realität. Und genau das möchte ich in diesem Vortrag vermitteln: wie Veränderung, Anpassung und Neugier neue Perspektiven schaffen und Chancen eröffnen können.

Es ist das Jahr 1800, die Welt besteht aus Handwerksbetrieben und die industrielle Revolution steht vor der Tür. Maschinen beginnen, ganze Produktionsketten zu automatisieren: Ängste und Hoffnungen zugleich. Auf die mechanische Revolution folgte die elektromechanische, dann die elektronische und schließlich die Industrie 4.0 – ein Zeitalter, das von der Vernetzung von Maschinen und Prozessen geprägt wird. Aber diese Entwicklungen waren nur Vorboten.

Heute stehen wir vor der nächsten Revolution: der digitalen Revolution - getrieben von künstlicher Intelligenz. Nein, wir sind mittendrin. Sie verändert nicht nur Technologien, sondern auch unsere Arbeitsweisen, Entscheidungsprozesse und sogar unsere Lebenswirklichkeit. Es ist eine Transformation, die tief in unseren Alltag eingreift – mit Chancen, die so groß sind wie die Herausforderungen.

Von Laufzetteln zu Bytes: Digitalisierung für den Mittelstand

Wenn wir ehrlich sind, sind Begriffe wie „Industrie 4.0“ oder „Internet der Dinge“ nicht neu. Bereits in den 1990er Jahren sprach man von „Computer-integrierter Fertigung“ oder „Computer-integrierter Logistik“. Die Schlagworte ändern sich, doch die Grundidee bleibt dieselbe: Prozesse durch Technologie effizienter und vernetzter zu gestalten.

Was mir jedoch auffällt, ist die Diskrepanz zwischen dem, was in der öffentlichen Debatte über Digitalisierung gesagt wird, und dem, was in den Unternehmen tatsächlich passiert. Einerseits erleben wir eine Fülle neuer Begriffe, Konzepte und Visionen – von der Künstlichen Intelligenz bis zum Internet der Dinge. Andererseits bleibt die Realität vieler Unternehmen oft hinter diesen Entwicklungen zurück. Digitalisierung wird häufig auf sichtbare Effekte wie automatisierte Kundenportale oder smarte Geräte reduziert. Doch was bedeutet sie wirklich für Unternehmen?

Einer meiner Bacheloranden beschäftigt sich aktuell mit dem Internet der Dinge. Wir erfassen die Begrifflichkeiten systematisch und stellen sie in einem Netzwerk in Beziehung zueinanderausgangspunkt ist meine erste Untersuchung vor drei Jahren. Die zentrale Erkenntnis ist dabei: Im Kern bleibt vieles gleich, es werden lediglich neue Begriffe eingeführt. Diese begriffliche Dynamik zieht sich wie ein roter Faden durch die Diskussionen – und genau das macht es für Unternehmen schwierig. Denn neben einer gewissen inhaltlichen Kontinuität gibt es durchaus auch technologische Weiterentwicklungen. Besonders auffällig ist, dass in letzter Zeit das Internet der Dinge zunehmend mit Künstlicher Intelligenz verknüpft wird.

Das Unternehmen arbeitete nach einem erstaunlich analogen Prinzip: Statt Laufzetteln, die von Hand unterschrieben und von Station zu Station getragen wurden, sollte ein digitales System eingeführt werden. An verschiedenen Stationen auf dem Firmengelände mussten sie diesen Laufzettel abstempeln oder unterschreiben lassen.

Dann fuhren sie weiter zur Abladestelle, wo erneut unterschrieben wurde. Doch damit nicht genug: Nach dem Abladen mussten sie noch eine Runde über das Gelände drehen, am Kreisverkehr vorbeifahren und den Zettel am Pförtner abgeben. Erst dann war der Prozess offiziell abgeschlossen.

Unsere Studierenden waren voller Tatendrang. Das Konzept der Digitalisierung stand, die technische Lösung war durchdacht. Doch schon nach den ersten Gesprächen wurde klar: Die größte Hürde war nicht die Technik, sondern die fehlende Prozessdokumentation. Niemand im Unternehmen konnte genau beschreiben, wie der aktuelle Ablauf funktionierte. Warum gab es so viele Stationen? Welche Unterschriften waren wirklich notwendig?

Vor der digitalen, erst einmal die Prozesse klar sein. Unsere studentische Gruppe hat tagelang daran gearbeitet, Abläufe zu analysieren, Dokumentationslücken zu schließen und eine klare Struktur zu schaffen. Erst als das erledigt war, konnte über Digitalisierung gesprochen werden. Und genau hier zeigt sich die wahre Herausforderung: Unternehmen scheitern nicht an der Vision der Digitalisierung – sie scheitern an den praktischen Details.

Ein aktuelles ist die E-Rechnung. Für Unternehmen mit einer modernen IT-Infrastruktur stellt sie kein großes Problem dar. Doch für viele kleine Betriebe, die über keine durchgängige digitale Warenwirtschaft verfügen, bedeutet sie eine erhebliche Umstellung. Dabei ist die zugrunde liegende Technik keineswegs neu – die Hürden entstehen vielmehr durch mangelnde Integration und fehlende Strategien zur Umsetzung.


Die Digitalisierung scheitert oft an genau diesen Stellen: Sie bleibt in Ansätzen stecken, während die notwendige tiefgreifende Transformation hinausgezögert wird. Gleichzeitig zeigen Entwicklungen der letzten Jahre, dass Veränderungen unausweichlich sind. Ein Beispiel ist die Pandemie, die die Art und Weise, wie wir arbeiten und kommunizieren, nachhaltig verändert hat. Unternehmen stehen somit nicht nur vor der Aufgabe, technologische Neuerungen zu adaptieren, sondern auch ihre Strukturen und Prozesse grundlegend anzupassen.

Ein weiteres Thema, das mit der Digitalisierung untrennbar verbunden ist, ist Remote Work. Während Homeoffice für das Handwerk kaum eine Rolle spielt, hat es in vielen anderen Branchen einen enormen Schub erfahren – vor allem durch die Pandemie.

Plötzlich wurde möglich, was vorher jahrelang diskutiert wurde: Meetings fanden online statt, Teams arbeiteten dezentral, und viele Unternehmen stellten fest, dass flexible Arbeitsmodelle durchaus funktionieren. Auch ich habe mein Homeoffice in dieser Zeit massiv aufgerüstet – mittlerweile gleicht es einem kleinen Fernsehstudio. Doch selbst moderne Technik stößt an Grenzen: Wer Videokonferenzen hält, nebenbei streamt und große Datenmengen verarbeitet, merkt schnell, dass Bandbreite und Hardware entscheidende Faktoren sind.

Doch so vorteilhaft das digitale Arbeiten auch ist – es hat seine Schattenseiten. Der persönliche Austausch fehlt, spontane Gespräche in der Teeküche entfallen, und die klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben wird schwieriger. Viele Unternehmen suchen daher nach hybriden Modellen, die Flexibilität und Effizienz mit den Vorteilen der Zusammenarbeit vor Ort verbinden.

Die Pandemie hat gezeigt, dass Digitalisierung neue Möglichkeiten eröffnet – aber auch, dass sie mit Herausforderungen kommt. Die Frage ist nicht mehr, ob wir digital arbeiten, sondern wie wir es gestalten, damit es langfristig funktioniert.

Die Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben

Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz hat in den letzten Jahren einen enormen Schub erfahren. KI verändert bereits heute viele Bereiche unseres Lebens grundlegend und wird in Zukunft noch tiefgreifendere Auswirkungen haben. Diese Darstellung beschränkt sich auf wesentliche Aspekte, da das Themenfeld KI äußerst vielfältig und umfassend ist.

Ich selbst habe vor 25 Jahren über die Anwendung und Analyse logistischer Systeme mit neuronalen Netzen promoviert. Das Perzeptron, das erste Modell eines künstlichen Neurons, wurde 1957 von Frank Rosenblatt entwickelt und vorgestellt. Diese Technologien sind also keineswegs neu.

Angetrieben durch moderne Hardware, insbesondere von Nvidia mit ihren für umfangreiche Matrixoperationen optimierten Grafikchips – wie sie auch in der Grafikverarbeitung von Videospielen zum Einsatz kommen – erleben wir derzeit einen Quantensprung in der Künstlichen Intelligenz.

Der entscheidende Unterschied zu früher ist, dass wir heute mit diesen Systemen in natürlicher Sprache interagieren können. Das macht sie nicht nur leistungsfähiger, sondern auch für die breite Masse zugänglich. Maschinelles Lernen, künstliche neuronale Netze und adaptive Algorithmen gibt es zwar schon lange, doch sie waren bisher entweder zu teuer, zu komplex oder schlicht nicht massentauglich. Nun hat sich das geändert – und genau das macht den Unterschied aus.

Ein aktuelles Beispiel dafür ist DeepSeek, ein chinesisches KI-Startup, das mit seinem neuen Modell DeepSeek R1 im Januar 2025 für Aufsehen gesorgt hat. Dieses System ist nicht nur extrem effizient und kostengünstig, sondern wird bereits als ernsthafte Konkurrenz zu westlichen KI-Plattformen wie ChatGPT gehandelt. Die Auswirkungen waren sofort spürbar: Die Marktkapitalisierung vieler US-Technologieunternehmen brach ein, allen voran Nvidia, das an einem einzigen Tag 593 Milliarden US-Dollar an Wert verlor – der größte Tagesverlust eines Unternehmens in der Geschichte der New Yorker Börse.

Doch die Reaktionen auf DeepSeek sind gemischt. Neben der technologischen Innovation gibt es ernsthafte Bedenken hinsichtlich Datenschutz, da das System möglicherweise persönliche Daten und Netzwerkaktivitäten sammelt. Zudem steht DeepSeek in der Kritik, sensible Themen zu zensieren und pro-chinesische Narrative zu verbreiten.

Trotz dieser Kontroversen ist eines klar: Der KI-Markt ist in Bewegung, und die Technologie entwickelt sich rasant weiter. Was vor wenigen Jahren noch theoretisch war, ist heute Realität – und die nächste Welle der Innovation wird nicht lange auf sich warten lassen.

„Bei der Recherche zum Thema (Internet der Dinge) wurde schnell klar, dass es sich hierbei um ein vermeintlich gut erforschtes Thema handelt, das jedoch einige Unklarheiten und Abgrenzungsprobleme aufweist, die erst nach einer intensiven Einarbeitungszeit wirklich geklärt wurden.

Schnell viel auf, wie hilfreich dabei der Einsatz von KI als Unterstützung sein kann. Jedoch musste dabei beachtet werden, dass die KI auf dieselben Quellen zugreift, und die Ergebnisse dadurch teils genauso durcheinander waren wie die eigenen Rechercheergebnisse. Jede Ausgabe der KI musste also noch einmal eigenständig überprüft werden. Es zeigte sich also, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz nur als erweiterbares Werkzeug dienen kann und keine Automatisierung der Recherche darstellt.

[… Exkurs zu Excel in der Bachelorarbeit]

Eine weitere Auffälligkeit war, wie benutzerfreundlich der Einsatz von KI die Benutzung von VBA in Excel macht. In diesem Beispiel handelt es sich dabei um das Schreiben eines Makros. Während noch vor wenigen Jahren alle Arbeitsschritte selbst erfolgen mussten, kann das Problem jetzt einfach einer KI erläutert werden, welche anschließend die Programmierung übernimmt. Der Bediener muss selbst nur noch kleinere Anpassungen vornehmen und den Code an der richtigen Stelle einfügen. Somit stellt die KI eine nützliche Unterstützung beim Programmieren da, ersetzt den Menschen aber noch nicht vollständig.

[… Gephi-Exkurs zur Netzwerkanalyse]

Zusammenfassend zeigt sich, wie wichtig die KI als Hilfsmittel sein kann. Bei Problemen musste früher teils stundenlang überlegt und gearbeitet werden. Heutzutage gibt es durch KI meist Lösungen innerhalb von Minuten, teils sogar Sekunden. Es bleibt aber auch wichtig zu beachten, dass die Kontrolle und kritisches Denken seitens eines Bedieners nicht vernachlässigbar sind.“

                                               Kerin Mahl Bachelorarbeit 2025 HS Kaiserlautern, Logistik

So übernimmt KI nicht einfach Routineaufgaben. KI soll eine Technologie voller Chancen sein, die uns fantastische Möglichkeiten eröffnet. Was kann diese KI wirklich - und was bedeutet das für uns? Die Wahrheit ist: KI übernimmt alles, was Menschen bisher am Computer gemacht haben, und zwar mit einer Geschwindigkeit und Präzision, die schwindelerregend ist.

Ein Beispiel aus meiner Praxis: Ich bekomme eine E-Mail mit Rechnung im PDF-Format. Der Inhalt ist klar und verständlich. Trotzdem muss ich mich damit beschäftigen - die Daten manuell in ein Direktbeschaffungsformular übertragen.

Das wird dann an die Verwaltung geschickt, wo eine andere Person die Daten noch einmal überprüft und in das System eingibt, so dass sie auf eine Kostenstelle gebucht werden können und Zahlungen z.B. von einem Konto in Mainz freigegeben werden können, sofern nicht eine andere Person in Mainz damit beschäftigt ist, die Freigabe zu verwalten.

Das bedeutet, dass Menschen ihre Zeit damit verbringen, die verschiedenen Systeme miteinander zu „verheiraten“. Sprünge in der Technologie und in den Prozessen beschäftigt viele Menschen mit Bullshit-Jobs, diese Lücken zu überbrücken.

Natürlich könnte dieser Prozess automatisiert werden. Die e-Rechnung attakiert genau diese Stelle. Schon aktuelle KI kann das direkt. Und Rechnungen sind ja nur eine Transaktion im Unternehmen. Die KI wird viele einfache, administrative Sachbearbeitertätigkeiten einfach überflüssig machen. Damit müssen wir uns auseinandersetzen.

KI in der Hochschulwelt – Ein praktisches Beispiel

Ein Bereich, in dem Künstliche Intelligenz massive Auswirkungen haben wird - und der mich als Professor direkt betrifft -, ist die Erledigung von Routinetätigkeiten, die bisher oft studentischen Hilfskräften übertragen wurden. Zum Beispiel das Zusammenstellen von Lehrmaterialien oder das Erstellen von Marktübersichten für technische Fächer. Solche Aufgaben sind notwendig, kosten aber Zeit und Nerven. Bisher waren das die klassischen Jobs für studentische Hilfskräfte: Sie recherchieren, sortieren, strukturieren und bereiten Informationen auf. Die Ergebnisse werden dann veröffentlicht.

Spezialisierte KI-Anwendungen erstellen Zusammenfassungen, bringen einen roten Faden in Texte, korrigieren Fehler und liefern ein fertiges Endprodukt.

Aufgaben wie diese, die bisher eine wichtige Einnahmequelle für studentische Hilfskräfte darstellten, werden in Zukunft kaum noch von Menschen erledigt - KI erledigt sie effizienter und schneller. Das bedeutet zwangsläufig, dass nicht nur die Arbeitsangebote für studentische Hilfskräfte zurückgehen werden, sondern auch Arbeitsplätze, deren Tätigkeitsbeschreibung im Wesentlichen aus der Erledigung von Routineaufgaben besteht, zunehmend verschwinden werden.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass KI nur Bedrohungen mit sich bringt. Für einige Berufsfelder wird sie sogar einen echten Fortschritt darstellen. Denken wir zum Beispiel im universitären Kontext an das Schreiben von Texten oder das Erstellen von Prüfungsaufgaben. Früher habe ich mir jedes Detail selbst überlegt und mühsam formuliert.

Heute erkläre ich einer KI wie meinem Schreibhelferlein, einem selbstkonfigurierten ChatGPT-Derivat, was ich vorhabe, gebe ein paar Quellen oder Ideen vor, und sie generiert die Aufgabe nahezu perfekt. Das spart Zeit, erhöht die Effizienz und lässt mehr Raum für kreative und strategische Überlegungen.

Ein kleines Beispiel aus der Hochschulwelt zeigt eindrucksvoll, was mit modernen KI-Systemen möglich ist. Vor einiger Zeit diskutierte ich mit der Freundin meines Sohnes über eine anspruchsvolle Numerikaufgabe aus ihrem Studium. Gemeinsam haben wir ausprobiert, wie gut ChatGPT solche Aufgaben bearbeiten kann.

Schritt 1:     Aufgabenstellung einbinden
Sie hatte die Aufgaben als PDF, das wir zunächst in ein Bild umgewandelt haben. Dieses Bild haben wir dann ChatGPT vorgelegt. Ich gab die Anweisung: „Löse bitte Aufgabe A.“ Das Modell generierte daraufhin eine vollständige Lösung.

Schritt 2:     Kontrolle und Optimierung
Anschließend prüfte sie die Lösung und stellte fest, an welchen Stellen Ergänzungen oder Korrekturen nötig waren. Diese Anpassungen gab ich wiederum an ChatGPT zurück – und nach ein paar Durchgängen hatten wir eine Lösung, die lehrbuchreif war. Die Formeln waren perfekt gesetzt, das Ergebnis sah aus wie aus einem Skript.

Schritt 3:     Visualisierung mit KIDann kam die nächste Herausforderung: „Kannst du dazu einen Plot erstellen?“ – und tatsächlich, nach einer kurzen Eingabe generierte das System eine grafische Darstellung der Funktion.

Es ist ein iterativer Prozess, wenn man mit KI-Werkzeugen arbeitet und gegebenenfalls eben auch mehrere KI-Wekzeugen  Und bei jedem Schritt muss der Mensch. In diesem Bearbeitungs-Loop als Kontrollinstanz drin sein.

Fazit: KI ist ein Werkzeug, kein Ersatz für Fachwissen

Diese Erfahrung zeigt, wie man sinnvoll mit solchen KI-Tools arbeitet. Es reicht nicht aus, einfach Daten einzugeben und eine fertige Lösung zu erwarten. Man muss:

  1. Das Tool verstehen – Ich kenne ChatGPT und andere KI-Systeme sehr gut, weil ich mich schon lange damit beschäftige.
  2. Fachwissen einbringen – Sie hatte das Expertenwissen in numerischer Mathematik, während meine Kompetenzen nach 40 Jahren doch etwas eingerostet sind.
  3. Richtige Fragen stellen – Die Qualität der Antworten hängt stark von den Eingaben ab.

Das Zusammenspiel von Fachkompetenz und KI-Kompetenz ist entscheidend. Nur wer beides beherrscht, kann das volle Potenzial dieser Technologien ausschöpfen.

Kurzum: Künstliche Intelligenz birgt Chancen UND Risiken. Ethische Fragen wie die Verantwortung für Entscheidungen autonomer Systeme und der Schutz der Privatsphäre müssen ebenso berücksichtigt werden wie die Gefahr einer wachsenden digitalen Kluft.

Wir müssen den digitalen Wandel aktiv gestalten und dafür sorgen, dass er allen Menschen zugute kommt. Nur so können wir eine Zukunft gestalten, in der Technologie zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt wird. Die Transformation zwingt uns, uns zu fragen, welche Tätigkeiten wir an Maschinen abgeben und wo wir uns als Menschen weiterentwickeln können. Das wird spannend.

Digitale Revolution: Der Drahtseilakt auf dem Weg in die Zukunft

Klar ist jedoch, dass der Wandel unausweichlich ist und von uns vor allem eines verlangt: Engagement. Es reicht nicht, die digitalen Möglichkeiten zu feiern, ohne zu handeln. Wer glaubt, dass die Revolution an ihm vorbeizieht, wird bald feststellen, dass er auf der Strecke bleibt. Die digitale Welt fragt nicht, ob du mitmachen willst - sie macht einfach weiter. Entweder du machst jetzt mit oder andere machen es.

Hier schließt sich der Kreis zum Anfang meiner Rede: Ich selbst habe mich in meinem Leben ständig verändert und immer wieder etwas Neues gemacht. Sehr interessant, immer im MINT-Bereich, aber jedes Mal etwas anderes. Man könnte also sagen: „Na ja, der weiß nicht, was er will.“ Und ja, da ist vielleicht ein bisschen was dran, aber nie langweilig.

Wenn mich jemand fragt, ob ich den Himmel oder die Hölle vorziehen würde, antworte ich oft: Der Himmel wäre mir auf Dauer zu eintönig, die Hölle ist zwar intensiver, aber zumindest nicht langweilig - und als Logistiker könnte ich dort sogar noch einiges optimieren.

Prozesse müssen flexibler werden, Unternehmen agiler und jeder Einzelne muss lernen, sich weiterzuentwickeln. Weiterbildung ist kein Luxus mehr, sondern die Basis für Erfolg. Die Vorstellung, dass Lernen nach der Ausbildung oder dem Studium aufhört, ist längst überholt.

Die Welt verändert sich so schnell, dass Wissen ständig erneuert und erweitert werden muss. Dabei geht es nicht nur darum, neue Technologien zu verstehen, sondern auch offen zu sein, Altes loszulassen und Neues zu wagen. Wer starr bleibt, wer glaubt, das Alte reiche aus, wird abgehängt - und zwar schneller, als er denkt. Ich will Ihnen das an einem Beispiel zeigen:

Stellen Sie sich vor, Ihr Unternehmen ist eine Volleyballmannschaft. Natürlich hat Ihr Team irgendwann einmal Volleyball gelernt und Sie sind wahrscheinlich ein guter Trainer. Ich selbst war 25 Jahre lang Volleyball B-Trainer.

Aber wenn ich mir das heutige Volleyballspiel anschaue und es mit dem vergleiche, wie es vor Jahren war, dann könnte man fast meinen, es sei eine andere Sportart. Das heißt: Um sportliche Erfolge zu feiern, reicht es nicht aus, die Spielerinnen und Spieler nur individuell und im Team zu trainieren. Vielmehr geht es darum, das Spiel immer wieder neu zu erlernen - mit neuen Taktiken, neuen Verhaltensweisen, neuer Athletik und vielem mehr. Dieser Wandel ist permanent.

Und machen wir uns nichts vor: Der Weg in die Zukunft ist kein Spaziergang. Es gibt keine Abkürzungen. Der Glaube, dass man einfach etwas kaufen kann, dieses „Silver Bullet“-Phänomen, dass eine „Wunderwaffe“ alle Probleme löst, ist einfach Bullshit. Das gibt es nicht. Keine Abkürzungen, keine „Silver Bullets“. Arbeiten Sie Schritt für Schritt daran und es wird funktionieren.

Das ist kein hypothetisches Szenario, sondern harte Realität. Die digitale Revolution wird niemanden verschonen, der nicht bereit ist, mit ihr zu gehen. Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Entweder man nutzt die Chancen des Wandels oder man wird irrelevant. So einfach ist das.

KI ab Februar 2025: Schulungspflicht, Verbote & Compliance

Die größte Herausforderung besteht nicht darin, Technologien zu implementieren, sondern die Menschen in die Prozesse zu integrieren. Es reicht nicht, digitale Tools einzuführen und zu hoffen, dass alles reibungslos funktioniert.

Ab dem 2. Februar 2025 treten in der EU neue Vorschriften für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Kraft. Unternehmen, die KI entwickeln oder nutzen, müssen sich auf umfangreiche Schulungs-, Dokumentations- und Transparenzpflichten einstellen.

1. Schulungspflicht für KI-Nutzer:innen

  • Unternehmen müssen Mitarbeitende schulen, die mit KI arbeiten.
  • Schulungsinhalte: Grundlagen, rechtliche Vorgaben, Datenschutz & Ethik.
  • Regelmäßige Auffrischungen sind verpflichtend.

2. Verbot bestimmter KI-Systeme

  • Manipulative KI: Systeme, die unbewusst das Verhalten beeinflussen.
  • Soziale Bewertung: Scoring-Systeme basierend auf sozialen Merkmalen.
  • Predictive Policing: Vorhersage von Straftaten durch Profiling.
  • Ungezielte biometrische Erfassung: Gesichtserkennung ohne Zustimmung.

3. Dokumentations- & Transparenzpflichten

  • Unternehmen müssen Algorithmen, Datenquellen & Entscheidungsprozesse offenlegen.
  • Hochrisiko-KI (z. B. in Medizin oder Strafverfolgung) unterliegt strenger Kontrolle.
  • Behörden und Nutzer:innen müssen KI-Entscheidungen nachvollziehen können.

4. Compliance & Bußgelder

  • Verstöße können mit bis zu 35 Mio. Euro geahndet werden.
  • Unternehmen müssen regelmäßige Audits & Risikoanalysen durchführen.
  • KI-Entscheidungen dürfen nicht allein maschinell getroffen werden.

Diese neuen Vorschriften sollen KI transparenter, sicherer und ethischer machen. Unternehmen sind gut beraten, frühzeitig Schulungen und Compliance-Programme einzuführen.

Es gibt schon Kurse an der VHS Pirmasens. Die Teilnehmer lernen, wie das Modell Sprache verarbeitet, Texte generiert und in verschiedenen Bereichen – von Ideenfindung über Content-Erstellung bis hin zum Einsatz als Chatbot oder Sprachtrainer – eingesetzt werden kann. Ein besonderer Fokus liegt auf Datenschutz und ethischen Aspekten, um die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer zu schützen. Zudem werden die Herausforderungen und potenziellen Risiken beim Einsatz von KI-Systemen kritisch beleuchtet.

Ihre Mitarbeiter, nein alle Menschen müssen verstehen, was der Wandel bedeutet, und sie brauchen die Werkzeuge, um in dieser neuen Realität erfolgreich zu sein.

Ich bin ein alter weißer Mann, dick und mit wenig Haaren. Und ja, ich bin ein Boomer. Oh, mein Gott. Aber Leute wie ich haben einen großen Vorteil: Wir haben die gesamte technologische Entwicklung miterlebt. Programmieren habe ich auf einem TI-SR 56 gelernt - einem Taschenrechner mit 100 Programmierschritten, den mein Vater direkt aus den USA importiert hat.

Von Nachbauten des Apple IIe über PCs verschiedenster Bauart, Rechnern mit BS2000 von Siemens und Verktorrechnern vie der Cyber205, Workstations mit unterschiedlichsten Unidx-Derivaten Betriebssystemen bis hin zu meiner Promotion über Neuronale Netze auf einer Sun-Workstation habe ich mich durch die Technikgeschichte gearbeitet.

Und heute? Heute arbeite ich in der Cloud und benutze verschiedene KI-Tools. Ich bin den Weg von den Anfängen bis heute mitgegangen. Das haben viele von uns Boomern - und das ist für uns sowohl ein Vorteil als auch ein Fluch.

Der Vorteil liegt in unserer Erfahrung und unserem tiefen Verständnis der technologischen Grundlagen. Der Fluch ist, dass wir oft nicht verstehen, dass die jüngeren Generationen oft Schwierigkeiten haben, weil ihnen dieser historische Kontext fehlt.

Deshalb mein Appell: Lasst uns zusammenarbeiten. Liebe Generation Y-Z, lasst uns euch helfen. Liebe Boomer, wir können Wissen weitergeben, Brücken bauen und den Jungen helfen, die Technologien der Zukunft noch besser zu verstehen und zu nutzen.

Die digitale Revolution lässt keine Komfortzone zu. Sie zwingt uns alle, uns immer wieder neu zu erfinden. Aber sie ist auch eine Chance - für diejenigen, die bereit sind, sie zu ergreifen. Klar ist aber auch: Niemand bekommt diesen Erfolg geschenkt. Jeder muss ihn sich erarbeiten. Und wenn du es nicht tust, werden es andere tun.

Don't Panic, always know where your towel is.

Die digitale Transformation braucht mehr als theoretisches Wissen. Wir brauchen praktische Unterstützung, um die Herausforderungen zu meistern.

Statt uns von abstrakten Konzepten und komplexen Modellen überfordern zu lassen, sollten wir auf Menschen setzen, die bereits Erfahrungen mit der digitalen Transformation gesammelt haben. Suchen Sie sich Mentor*innen oder lassen Sie sich bei den ersten Schritten von Coaches helfen. Sie kennen die Stolpersteine bereits und können wertvolle Tipps geben.

Lassen Sie mich mit einer kleinen Weisheit schließen: Der Weg, über den wir sprechen, ist natürlich nicht einfach. Aber er ist machbar - wenn man vorher seine Hausaufgaben macht. Die meisten Projekte scheitern nicht an mangelnden Ideen, fehlenden Ressourcen oder zu geringen Investitionen in Software oder Workshops. Sie scheitern, weil grundlegende Dinge nicht getan wurden.

Deshalb verzichte ich zum Beispiel in meiner Vorlesung „Internet of Things“ auf den ganzen „Rocket Science“-Hype, der oft diskutiert wird - das mag alles interessant sein, aber mir ist wichtig, dass die Studierenden verstehen, dass zuerst die Basisarbeit kommt. Bevor ich irgendetwas verarbeiten kann, muss alles eine Markierung haben, sei es ein Barcode oder etwas Ähnliches. Die ICT-Systeme müssen ja wissen, womit sie es zu tun haben.

Und dann plädiere ich in allen meinen Vorträgen für folgende Grundsätze: Prozesse aufräumen, Strukturen schaffen, bevor man irgendetwas digitalisieren will. In vielen Unternehmen gibt es nicht einmal saubere Prozessdefinitionen für das, was wirklich getan wird. Frundlegenden Dinge müssen erledigt werden, bevor man irgendetwas digitalisiert.

Und trotzdem: Weniger Visionen von Digitalisierung, mehr Hands-on-Mentalität: Anpacken. Wenn am Ende Feinheiten nicht direkt funktionieren, ist das nicht tragisch - dafür sind Menschen da.

Denken Sie daran: Die meisten Aufgaben lassen sich durch strukturiertes Vorgehen und ein wenig Fleiß bewältigen. Lassen Sie sich nicht von der Komplexität abschrecken, sondern konzentrieren Sie sich auf die nächsten kleinen Schritte.

Der digitale Wandel ist nicht aufzuhalten. Er bietet große Chancen und birgt Risiken. Wer die Entwicklung verschläft, läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Es ist Zeit zu handeln. Mit der richtigen Strategie und den richtigen Maßnahmen können Unternehmen und Privatpersonen die digitale Zukunft jetzt aktiv gestalten und von ihr profitieren.

Um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von moderner KI noch einmal hervorzuheben, endet dieses Vortrag mit den Worten ChatGPTs: „Die Arbeit unterstreicht damit die Notwendigkeit einer präzisen Begriffserklärung sowie den gezielten Einsatz von unterstützenden Technologien, um Effizienz und Genauigkeit zu steigern.“

Ich danke Ihnen.

Transparenzhinweis

Dieser Text begann mit einer Keynote, die ich vor ein paar Monaten ausgearbeitet habe. Doch die Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz schreiten rasant voran, und mit ihnen verändert sich auch meine Arbeit. Ich arbeite täglich mit KI-Tools, sei es in der Lehre mit meinen Studierenden, in Schreibkursen, die gezielt KI-Werkzeuge einbeziehen. Dazu kommen Themen wie der EU-Verordnung zu Künstlicher Intelligenz und den neuesten Möglichkeiten von ChatGPT, etwa bei der Lösung numerischer Aufgaben – sogar inklusive Grafiken.

Mit jeder neuen Erkenntnis wuchs der ursprüngliche Text weiter, denn all diese Entwicklungen mussten eingearbeitet werden. So entstand eine überarbeitete Version, die natürlich länger wurde als geplant – aber das gehört zum Prozess dazu.

Dabei nutze ich gezielt KI-gestützte Schreibwerkzeuge wie mein Schreib-Helferlein, um Texte zu glätten, Übergänge zu optimieren und den Lesefluss zu verbessern. Denn gute Texte entstehen nicht im ersten Anlauf. Sie sind kein „One-Shot“-Produkt, sondern ein kontinuierlicher Prozess aus Schreiben, Überarbeiten und Verfeinern – und genau darin liegt der Schlüssel zur Qualität.

Für die finale Version benutzte ich DeepL-Write, um das Deutsch weiter zu optimieren. Large Language Modelle sind im Kern Englisch, weil sie so trainiert wurden. Das Deutsch ist bei DeepL signifikant besser, handelt es sich doch um ein deutsches Unternehmen aus Köln.

Methodik

Dieses Vorgehen zeigt prototypisch den guten Umgang mit Large-Language-Modellen. Einerseits ist es – wie so oft – sinnvoll, wenn mehrere Beteiligte zusammenarbeiten. Andererseits zeigt sich, dass ein iteratives Vorgehen mit verschiedenen Werkzeugen anstelle eines einmaligen Versuchs erfolgversprechender ist.

Entscheidend ist, dass der Mensch nach jedem Schritt als Kontrollinstanz eingebunden bleibt. Dies bedeutet, dass wir mit Entwicklungszyklen arbeiten, in denen der Mensch in jedem Schritt zwei zentrale Aufgaben übernimmt: Erstens, die Ergebnisse der KI zu überprüfen, und zweitens, die Kontrolle über den Prozess zu behalten.

Der Mensch bleibt am Steuer. Dieses Vorgehen, bei dem ein KI-basierter Prozess durch die aktive Einbindung des Menschen ergänzt wird, nennt man „Human-in-the-Loop“. Ich halte diesen Ansatz für fundamental im verantwortungsvollen Umgang mit generativer KI.


Blog: , Seite:
Version: 1.3 Mai 2023, Kontakt: E-Mail Martin Wölker
Pirmasens, Germany, 2018-, ausgelesen am: , Licence CC BY-NC-SA


Kommentare