Die Zukunft der Logistik - Herausforderungen, Optionen und ein flexibles Modell

Liebe Menschen am Fachbereich,

ich freue mich, euch heute die Dokumentation meines Vortrags zum Thema „Zukunftskonzept für die Logistik an unserer Hochschule“ sowie die dazugehörigen Folien und Hintergrundinformationen zur Verfügung zu stellen.



Die Folien der Präsentation
Fragen? immer gerne 😉

In den letzten Wochen habe ich intensiv an diesem Konzept gearbeitet – mit dem Ziel, unsere Logistikausbildung zukunftssicher und effizient zu gestalten. Die Präsentation war ein erster Schritt, und die anschließenden Diskussion mit euch haben mir viele wertvolle Impulse gegeben.

Mir ist bewusst, dass Veränderungsprozesse immer Fragen aufwerfen – gerade wenn sie bewährte Strukturen betreffen. Das ist nicht nur verständlich, sondern auch wichtig, denn nur durch offene Diskussionen können wir die besten Lösungen finden.

Daher lade ich euch herzlich ein, euch die Materialien in Ruhe anzusehen, eure Gedanken und Anregungen zu teilen und gerne auch kritisch zu hinterfragen. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam viel bewegen können.

Ich freue mich auf den weiteren Austausch mit euch!

Herzliche Grüße

Martin


Folgend der Vortrag vom 29.01.2025

1. Analyse der aktuellen Situation

Die rückläufigen Einschreibezahlen im Bereich Logistik sind seit einiger Zeit ein zentrales Thema an unserer Hochschule. Unterschiedliche Perspektiven und Einschätzungen prägen die Diskussion darüber, wie dieser Trend zu interpretieren ist und mit welchen Maßnahmen gegengesteuert werden kann. Unter anderem wurde in diesem Zusammenhang das Fehlen einer klaren strategischen Ausrichtung bemängelt. Es bleibt jedoch offen, ob solche Äußerungen primär als Ausdruck einer kritischen Reflexion oder als Impuls zur Weiterentwicklung des Faches zu verstehen sind.

Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die Durchlässigkeit zwischen den Fachbereichen. Während an anderen Hochschulen interdisziplinäre Wahlmöglichkeiten fest verankert sind, besteht hier noch Potenzial für eine stärkere Vernetzung der Studiengänge. Durch eine engere Zusammenarbeit könnten nicht nur Ressourcen effizienter genutzt, sondern auch die Qualität der Lehre weiter verbessert werden. Beispielsweise könnte durch die gemeinsame Organisation von mathematischen Grundlagenveranstaltungen eine konsistente und qualitativ hochwertige Wissensvermittlung gewährleistet werden.

Besonders herausfordernd bleibt die Entwicklung des Studiengangs Logistik, der mit geringen Einschreibezahlen zu kämpfen hat. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie dieser Bereich zukunftssicher aufgestellt werden kann. Eine Option könnte die gezielte Weiterentwicklung des Studiengangs mit innovativen Konzepten sein. Dabei gilt es, realistische Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu erarbeiten.

2. Bedeutung des Logistikstudiengangs und Konsequenzen einer Schließung

Unser Studiengang Logistik besteht seit 25 Jahren und war einer der ersten seiner Art in Deutschland. Inzwischen gibt es zahlreiche andere Hochschulen, die ähnliche Studiengänge anbieten, wodurch sich die Wettbewerbssituation verändert hat. Eine mögliche Einstellung des Studiengangs hätte jedoch weitreichende Konsequenzen:

Bestehende Strukturen bleiben bestehen:
Die an der Hochschule tätigen Lehrenden sind langfristig gebunden, so dass auch bei einer Neuausrichtung des Angebots personelle Ressourcen zur Verfügung stünden.

Finanzielle Rahmenbedingungen beachten:
Die finanzielle Ausstattung hängt von der Zahl der eingeschriebenen Studierenden ab. Ein Rückgang könnte sich daher nicht nur auf den Fachbereich, sondern auf den gesamten Standort auswirken.

Attraktivität der Hochschule steigern:
Logistik ist ein etabliertes Fachgebiet mit hoher Nachfrage in der Wirtschaft. Eine Reduzierung des Angebots könnte langfristig die Wahrnehmung der Hochschule als vielseitige und praxisnahe Ausbildungsstätte beeinträchtigen.

Gleichzeitig setzen andere Fachbereiche verstärkt auf duale Studiengänge, um neue Zielgruppen zu erreichen. Da ist unser Fachbereich dran. Ob der Arbeitsmarkt dies ausreichend unterstützt, bleibt abzuwarten. Eine gezielte Weiterentwicklung bestehender Studiengänge könnte daher eine nachhaltige Strategie sein, um den Standort zukunftsfähig zu gestalten.

Zwischenfazit:

Eine Gesamtbetrachtung der wirtschaftlichen und strategischen Implikationen spricht für eine Weiterentwicklung des Studiengangs Logistik anstelle einer Schließung. Ziel sollte es sein, innovative Konzepte zu entwickeln, um den Studiengang langfristig zu stabilisieren und an die sich wandelnden Anforderungen anzupassen.

3. Zukunftsszenarien für die Logistikstudiengänge

Um die Zukunft der Logistikstudiengänge fundiert analysieren zu können, wurden vier Szenarien entwickelt:

Nationale Perspektive: 
Eine KI-gestützte Analyse von 26 deutschen Logistik-Studiengängen zeigt, dass viele Studiengänge auf bewährten Konzepten basieren - oft mit Potenzial für eine stärkere Integration neuer Entwicklungen.

Internationale Trends: 
16 internationale Logistik-Studiengänge wurden untersucht, um innovative Ansätze und Best Practices zu identifizieren.

State of the Art: 
Die Analyse von mehr als 1.000 Fachartikeln bietet eine solide Grundlage, da sie auf Daten basiert, die vor disruptiven Ereignissen wie der COVID-19-Pandemie und geopolitischen Veränderungen erhoben wurden.

Zukunftsperspektiven - Future Focus: 
Studien des DHL-Logistikradars, der Bundesvereinigung Logistik (BVL) sowie eine Auswertung von 357 Ausschreibungen für Logistikprofessuren zeigen, welche Themen die Branche in den kommenden Jahrzehnten prägen werden.

Alle Analysen sind hier im Blog umfassend dokumentiert und transparent einsehbar. Diese Offenheit schafft eine solide Entscheidungsgrundlage - und stellt sicher, dass alle relevanten Informationen zugänglich sind, um spätere Missverständnisse zu vermeiden.

4. Flexibles Logistikstudium als Zukunftsmodell

Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen bieten wir ein modulares und flexibles Logistikstudium an, das sich an den aktuellen Entwicklungen und den individuellen Bedürfnissen der Studierenden orientiert.

Kernstruktur des Studiums

  • 180 ECTS-Punkte aus regulären Modulen, die in ihrer Struktur mit anderen Studiengängen vergleichbar sind.
  • 30 ECTS-Punkte für Praxis- und Bachelorarbeit mit einer ausgewogenen Kombination aus
  • Zwei Modulen, die speziell auf logistikrelevante Themen zugeschnitten sind.
  • Vier Modulen aus anderen Fachbereichen, um interdisziplinäres Lernen zu fördern.
  • Standortübergreifende Nutzung von Lehrveranstaltungen:
    Studierende können beispielsweise Programmierkurse an anderen Standorten besuchen.
  • Effiziente Nutzung vorhandener Ressourcen:
    Durch die Integration bestehender Module aus anderen Fachbereichen kann auf redundante Wahlpflichtkataloge verzichtet werden. Formale Anerkennung erfolgt gemäß den Bologna-Vorgaben.

Größtmögliche Flexibilität für Studierende

  • Unterstützung internationaler Studierender: Viele Studierende aus Nicht-EU-Ländern sind auf Nebenjobs angewiesen und können nicht immer alle Präsenzzeiten einhalten. Das flexible Modell erleichtert ihnen den Zugang zum Studium.
  • Ortsunabhängiges Lernen: Module können an verschiedenen Standorten oder online absolviert werden.
  • Einfache Anerkennung von Studienleistungen: Nach den Bologna-Richtlinien müssen passende Module anerkannt werden, sofern keine wesentlichen fachlichen Widersprüche bestehen.

Ein Beispiel für flexible Anrechnungsmöglichkeiten:

  • Das Modul Projektmanagement an unserem Standort legt den Schwerpunkt auf Management und den Faktor Mensch.
  • Das entsprechende Modul am IMST in Zweibrücken ist dagegen stärker auf die technische Umsetzung mit MS Project ausgerichtet.
  • Beide Module sind wertvoll und können im Studienverlauf anerkannt werden.
Dies sind natürlich nur die wichtigsten Aspekte eines möglichen Konzeptes. Die konkreten Details sollten gemeinsam diskutiert und entwickelt werden, um eine für alle Beteiligten optimale Lösung zu finden.

5. Fazit und nächste Schritte

Dieses Konzept nutzt vorhandene Ressourcen optimal, ohne dass eine Neuakkreditierung erforderlich ist. Die Vorteile sind

  • Effizienz: Doppelstrukturen werden vermieden, indem bestehende Angebote optimal genutzt werden.
  • Nachhaltigkeit: Durch die Integration neuer Module bleibt das Studium zukunftsorientiert und anpassungsfähig.
  • Einzigartigkeit: In Deutschland gibt es bisher kein vergleichbares Modell mit dieser Flexibilität.
  • Attraktivität für Studierende und Wirtschaft: Das Studium wird dynamischer und besser an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes angepasst.

Langfristige Struktureffekte und Personalplanung

Ein wesentlicher Aspekt dieses Modells ist eine effizientere Personalplanung. Durch die standortübergreifende Nutzung von Lehrveranstaltungen und eine gezielte Schwerpunktsetzung können langfristig Synergien geschaffen werden:

  • Entlastung einzelner Fachbereiche: Studierende können Module aus anderen Fachbereichen belegen, so dass nicht mehr alle Kernmodule ausschließlich intern angeboten werden müssen.
  • Stärkung der Kernkompetenzen: Die Professuren konzentrieren sich gezielt auf die fachlichen Schwerpunkte der Logistik, während allgemeine Grundlagenmodule durch Kooperationen mit anderen Fachbereichen abgedeckt werden können.
  • Strategische Weiterentwicklung der Lehre: Durch den gezielten Einsatz von Ressourcen können sich frei werdende Professuren neuen thematischen Schwerpunkten widmen, die den zukünftigen Anforderungen der Hochschule gerecht werden.

Dieser Ansatz entspricht dem Ziel einer vorausschauenden und nachhaltigen Hochschulentwicklung. Solange ein spezialisiertes Kernteam für Logistik erhalten bleibt, kann das Konzept erfolgreich umgesetzt werden.

Nächste Schritte

  • Diskussion und Entscheidung im Fakultätsrat: Eine Anpassung des Fakultätsentwicklungsplans soll gemeinsam diskutiert werden.
  • Praktische Umsetzung: Beginn einer Pilotphase zur Erprobung interdisziplinärer Module.
  • Strategische Personalplanung: Analyse und Planung des zukünftigen Ressourceneinsatzes in Abstimmung mit den Fachbereichen.

Durch diese Maßnahmen kann der Studiengang Logistik nicht nur erhalten, sondern langfristig weiterentwickelt und gleichzeitig effizienter gestaltet werden - ein Gewinn für Studierende, Hochschule und Wirtschaft.

Fazit: Ein offener Vorschlag zur gemeinsamen Weiterentwicklung

Mit diesem Konzept habe ich einen ersten Aufschlag gemacht, um transparent darzustellen, welche Möglichkeiten wir haben, den Studiengang Logistik nachhaltig und zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Alle hier vorgestellten Ideen basieren auf fundierten Analysen, sind offen einsehbar und sollen als Grundlage für eine konstruktive Diskussion dienen.

Mir ist durchaus bewusst, dass nicht jeder diesen Ansatz sofort begrüßen wird. Veränderung bedeutet immer auch, gewohnte Strukturen in Frage zu stellen - und das ist nicht immer bequem. Aber: Wenn wir es nicht zumindest versuchen, haben wir die Chance schon vertan, bevor wir überhaupt angefangen haben.

Deshalb lade ich Euch alle herzlich ein, diesen Vorschlag mitzugestalten. Lest ihn, diskutiert ihn, bringt eure Perspektiven ein. Denn am Ende geht es nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern darum, den Studiengang bestmöglich aufzustellen - für die Studierenden, für unsere Hochschule und für die Zukunft unseres Faches.

Lasst uns gemeinsam daran arbeiten!


Weiterlesen

Hochschulen in Deutschland bieten logistikaffine Studiengänge an, aber nicht jede Hochschule hat zwangsläufig einen eigenen Logistik-Studiengang. Dies ist der 12. und damit der erste Beitrag nach öffentlicher Bekanntgabe des Zukunftskonzeptes in dem ich der Frage nachgehe: Was ist der richtige Logistikstudiengang?

  1. Legacy Insights: Ein best-of Logistik Studiengang aus der Konkurrenz-Analyse mit an Hochschulen vorhandenen Logistikstudiengängen. 
  2. Eine Korpusanalyse der Logistik:  Es wurden 1313 Seiten aus dem Internet, die sich mit Logistik beschäftigen, in einem Korpus gesammelt (vor Corona wg. Bias). 
  3. Current Trends - Diese Bezeichnung hebt den Webkorpus hervor, der die öffentliche Gegenwart widerspiegelt. Das Ergebnis mit ChatGPT wird hier dargestellt
  4. Logistikausbildung für die Zukunft: Digitale Transformation  als Chance praxisorientierte Kenntnisse in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung zu stärken.
  5. Hat meine Hochschule die Kompetenz die richtigen Kompetenzen der richtigen Professoren aus den richtigen Fachbereichen synergetisch auszurichten?
  6. Herausforderungen bei der Gestaltung eines standort- und fachübergreifenden Logistikstudiengangs mit personalisierten Studienplänen für jeden Studierenden.
  7. Future Focus betont die Analyse der Stellenanzeigen, die die Zukunft von Forschung und Lehre in den nächsten Jahrzehnten prägen werden.
  8. Internationale Perspektive: 16 Logistik und Supply Chain Management Studiengänge aus aller Welt und Ableiten eines vierten Studiengangs.
  9. Learnings aus 12 Jahren Forschung und Entwicklung für eine neue Lehre der Logistik mit meiner Quellenliste.
  10. Eigener Logistik Studiengang ja sogar ein Fachbereich mit seinem Boomer-Professoren? Nein das braucht es nicht. Der integrierte Logistik-Studiengang.
  11. Eine neue Hoffnung für die Logistik an der Hochschule Kaiserslautern. 
  12. Dieser Beitrag: Vortrag vom 29.01.2025 zu den Herausforderungen, Optionen des flexiblen Zukunft-Konzeptes für die Logistik
  13. t.b.c.


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Version: 1.3 Mai 2023, Kontakt: E-Mail Martin Wölker
Pirmasens, Germany, 2018-, ausgelesen am: , Licence CC BY-NC-SA




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