ADHS: Studium mit Beeinträchtigung
von Fritz Schneider*
ADHS steh für Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. Sie war zum Leidwesen von vielen Betroffenen lange Zeit ein umstrittenes Politikum und selbst heute kursieren noch zahllose Verschwörungsfantasien im Internet. Bei der Recherche gilt es daher besonders vorsichtig zu sein.
Die wissenschaftliche Korrektheit hängt dabei insbesondere von zwei Faktoren ab, das sind zum einen die Seriosität und zum anderen die Aktualität der Quelle. Sehr gute und verlässliche Quellen sind: Die Leitlinie der „Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften“ ((AWMF), 2017), die Webseiten der daran beteiligten Vereine und Gesellschaften sowie darin zitierte Fachliteratur. Außerdem Bücher von Fachverlagen, wie zum Beispiel dem „PsychatrieVerlag“ oder auch der deutschsprachige Wikipediaeintrag.
Das primäre Ziel dieser Studienarbeit ist es Studienbedingungen herauszuarbeiteunter denen auch ADHS-Beeinträchtigten der erfolgreiche Abschluss eines Studiums gelingen kann, dabei wird nicht zwischen den verschiedenen Ausprägungen ADS und ADHS unterschieden, sondern beides unter dem Begriff ADHS zusammengefasst. Hierzu werden zunächst Erkrankung, Symptomatik und Behandlung näher beleuchtet.
Anschließend liegt der Fokus darauf Studienbedingungen herauszuarbeiten, unter denen auch ADHS-Patienten ein erfolgreicher Abschluss gelingen kann. Da es sich bei Studierenden im Regelfall um junge Erwachsene handelt wird in dieser Arbeit nur ADHS im Erwachsenenalter betrachtet. Dabei sind die stark eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit und die häufige Unfähigkeit zur Selbstorganisation die gravierendsten Risikofaktoren für einen erfolgreichen Studienabschluss.
* Der Name der Autors ist mir benannt.
Volltext der Studienarbeit zum Download:
ADHS Studium mit Beeinträchtigung Mein Kommentar
Das Lesen der vorliegenden Studienarbeit sollte allen angeraten werden. Schon aus verschiedenen persönlichen Gründen bin ich oft erschreckt wieviel Ignoranz einem entgegenschlägt. Zwar steht in allen Ordnungen, dass Benachteiligungen auszugleichen sind, aber was ist die Realität?
Wenn es nur aus Unwissenheit passiert und der Professor offen ist, dann findet sich oft eine Lösung. Diesen den Studierenden zugewandten Kollegen in allen Fachbereichen und Funktionen sei hiermit explizit dank gesagt, auch im Namen der Studierenden.
Unser Schriftwechsel
Sehr geehrter Herr Professor Wölker,
letztes Semester waren Frau T., Sie und ich so verblieben, dass ich eine Hausarbeit über das Studium mit meiner Beeinträchtigung schreiben kann....
Ich habe diese nun fertig gestellt, kann sie aber derzeit aufgrund des Lockdowns nicht binden und drucken lassen. Ist denn eine rein digitale Abgabe unter diesen Umständen ausreichend? Die digitale Version befindet sich in der Anlage dieser Mail.
Da es sich hierbei um meine letzte Studien- und Prüfungsleistung handelt möchte ich die Gelegenheit auch nutzen, um mich für Ihren engagierten Einsatz als Studiengangsleiter zu bedanken.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft.
Freundliche Grüße
Fritz Schneider
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Von: Ulla T.
An: Martin Wölker
Betreff: Studienarbeit
Hallo Martin,
ich bin sehr beeindruckt von der Arbeit von Herrn Schneider. ... Die Arbeit hat einen wirklichen Wert und wie er gearbeitet hat, ist auch eine Anerkennung für dich, wie gelernt wurde, zu arbeiten...ich empfehle dir auch, die Arbeit zu lesen.
Liebe Grüße
Ulla T.
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Von: Martin Wölker
An: Fritz Schneider
Betreff: WG: Studienarbeit
Hallo Herr Schneider,
hiermit möchte ich Sie um die Erlaubnis bitten, eine anonymisierte Version (Anlage) ihres tollen Beitrags auf meinem Blog zu veröffentlichen.
Viele Grüße,
Martin Wölker
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Von: FRitz Schneider
An: Martin Wölker
Betreff: AW: Studienarbeit
Sehr geehrter Herr Professor Wölker,
mich freut das positive Feedback zur Arbeit sehr. Gerne können Sie die Arbeit veröffentlichen oder auch anderweitig nutzen. Gerade Ansätze wie Factorio in der Lehre zu verwenden harmonieren natürlich sehr gut damit.
Eine Anmerkung:
Das Spiel "Transport Fever 2" könnte eventuell auch für einen Einsatz in der Lehre evaluiert werden. Dort wird zwar nicht automatisiert, aber es gibt verschiedene Verkehrsträger mit entsprechenden variablen und fixen Kosten.
In einem freien Spiel (außerhalb der Kampagne) können auch einige Parameter wie z.B. das Startbudget angepasst werden.
Vielleicht ist die logistische Tiefe für die Lehre nicht ausreichend, aber ich denke es ist einen Blick wert.
Freundliche Grüße
Fritz Schneider
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Von: Martin Wölker
An: Fritz Schneider
Betreff: WG: Studienarbeit
Sehr geehrter Herr Schneider,
herzlichen Dank für die Veröffentlichungsgenehmigung.
Als ich den Studiegang Logistics – Diagnostics and Design 2011 entwickelte, hatte ich durchaus auch junge Menschen im Kopf, die eben anders sind. Aber so etwas kommunizierte ich weniger. Schon andere didaktische Ansätze erzeugen an unserer Hochschule genügend Wiederstand.
Ich erinnere mich, dass ein Kollege sagte „wenn ich gewußt hätte, was du vorhast, hätte ich es verhindert“. Was hätte es für einen Aufstand gegeben, wenn ADHS … von mir thematisiert worden wäre. Sogar Legastenie ist für einige Kollegen ein rotes Tuch. Aber Sie haben es geschafft und das macht mich froh.
Leider ist es mir nicht gelungen, LDD als integrierten Studiengang durch die Akkreditierung zu bringen. Zu viele Wiederstände, so dass nur einige Module „überlebt“ haben. Das mag aus fachlicher Sicht passen. Aber es ist jetzt ein „ganz normaler“ Studiengang geworden. Der „LDD - Spirit“ ist eben weg.
Viele Grüße,
Martin Wölker
P.S. ich werden unsere Korrespondenz anonymisiert integrieren.
Danke für den Hinweis. Das Spiel „Transport Fever 2“ hatte ich mir
mal kurz angesehen. Wenn ich mich recht erinnere spielt das einer
Ihrer Kommilitonen wohl intensiv.
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