Supply Chain Management nach Zeiten von COVID-19

Supply Chain Management unter dem Einfluss von Covid-19 

und die Zeit danach

von Michelle Mc Nelis 


Vereinfachtes Beispiel einer Supply Chain [3]
Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie liegt der Fokus meist auf der Veränderung der produzierten Mengen innerhalb der Supply Chain. In meiner Arbeit kläre ich, was nach der Krise geschieht, wenn Sendungen, die statt Just-in-time geliefert zu werden, gelagert wurden und nach der Pandemie nicht mehr benötigt werden, weil sie z.B. zu viele Lagerkosten verursachen.  

Müssen gut laufende Produktionsbetriebe sich bereits Gedanken um die späteren Rückläufe 
und deren Bearbeitung machen? 

Kein SCM ohne Reverse-Logistics

Retouren kommen in jedem Unternehmen vor. Sie können durch fehlerhafte Lieferungen, Reparaturen oder Reklamationen entstehen. [1] Gerade auch durch den Anstieg des Onlinehandels sind Retouren gestiegen und mögliche Lösungen hierfür ausgearbeitet worden. So gibt Vera Günter in Ihrem Artikel zur Vermeidung von Rücksendungen an, dass jeder achte Online-Kauf  in Deutschland zurückgesendet wird.  

Retouren verursachen Kosten, da diese geprüft und in die Verkaufskette wieder aufgenommen oder entsorgt werden müssen. Durch verschiedene Vorgehensweisen, wie das richtige Beschreiben der Ware, können Retouren bereits heute  verringert werden. [2] Doch wie diese Daten und Fakten sich in Zeiten von wirtschaftlichen Krisen verändern und auf was sich Unternehmen nach der Krise einstellen müssen, soll hier geklärt werden.
  
Die Pandemie Covid-19, welche sich momentan weltweit ausbreitet, hat Kunden dazu gebracht, lebenswichtige Güter sowie Medikamente nicht mehr Just-in-time, sondern auf Lager zu  kaufen, da  die Nachfrage sehr gestiegen  ist. Lebensmittelgeschäfte kommen mit dem Auspacken der Waren nicht mehr hinterher und Apotheken lagern Medikamente. 

Dies ist bei den täglichen Einkäufen im Supermarkt zu erkennen und es wird bewusst, dass jeder sich 
Gedanken um die schnelle Versorgung der Geschäfte und der damit verbundenen Privatkunden macht. Doch eine Veränderung des Vorwärtsstroms zieht schlussendlich eine Veränderung des Rückwärtsstroms mit sich, welche in dieser Arbeit untersucht wird. Die vollständigen Auswirkungen der Pandemie auf die Supply Chain können in dieser Arbeit nicht betrachtet werden.


vollständige Präsentation der Arbeit von Michelle Mc Nelis

Eigene Erkenntnisse

Dass die Krise den Markt verändert hat und vor allem auch Einfluss auf die gesamte Wirtschaft hat, ist durch alltägliche Situationen zu erkennen. Vor allem hatte die Pandemie Einfluss auf den gesamten Markt und nicht wie in der Vergangenheit auf bestimmte Bereiche.

Dass viele Unternehmen die Pandemie nicht überbrücken können, scheint mir mit einem schlechten Risikomanagement zusammen zu hängen. Auch wenn die Wirtschaft vorher stark war und die Wahrscheinlichkeit solch einer Auswirkung gering war, ist sie trotzdem nicht auszuschließen.

Schlussfolgernd ist die Nachfrageveränderung ein ausschlaggebender Effekt, welche die gesamte Supply Chain beeinflusst. Wie die Zeit nach der Pandemie aussehen wird ist gespalten.

Sie könnte relativ ruhig mit nicht mehr Rückläufern als zuvor ablaufen oder viele Retouren mit sich bringen. Der Bullwhip-Effekt kann sich genauso auf die Rückführungen auswirken, wie er es bereits bei der Nachfrage getan hat. Unternehmen sollten sich also auf die Zeit nach der Pandemie vorbereiten. Da diese Situation vermutlich noch längere Zeit anhalten wird, sollte Forschungsarbeit zu den einzelnen Bereichen und Schwankungen getätigt werden.

Auch wenn nicht alle Faktoren berücksichtigt werden konnten, wird bewusst, welche branchenübergreifende Auswirkung die Pandemie mit sich zieht. Einen Anstieg der rücklaufen
den Produkte in der Supply Chain ist vorstellbar, da in dieser Zeit ebenfalls viel auf Lager gekauft wurde. 

Dass versucht wird, Produkte kostengünstiger zu verkaufen, bevor sie entsorgt oder zurückgesendet werden, ist nachvollziehbar. Trotzdem ist nicht gesagt, dass die Güter so verkauft werden können, wenn die Nachfrage trotz Preiserlass ausbleibt. 

Die Erkenntnis hieraus ist, dass jede Branche für sich mögliche Szenarien analysieren und das Risikomanagement darauf auslegen muss, um zukünftige überraschende Effekte bestmöglich auszuschließen. An vergangene Verhaltensmuster kann sich in Zukunft durch schlagartige Veränderung der Wirtschaft nicht orientiert werden. Dies ist erst wieder der Fall, wenn dieser Zustand über Jahre anhält, denn dann können neue Muster erkannt werden.

Update vom Juli 2020 Maximilian Birkholz

Beim Retourenprozess handelt es sich um einen nicht wertschöpfenden Prozess, weshalb dieser möglichst vermieden werden sollte. Der Retourenprozess oder der Umtausch von Waren steht immer mehr im Fokus der Unternehmen. Die Aufgabe des Retourenmanagements ist es, Chancen und Risiken für das Unternehmen abzuschätzen sowie den Ablauf dergestalt zu organisieren, dass hieraus einen Wett
bewerbsvorteil generiert.

Update Dezember 2020 von Nelli Woll-Schmidt

Die Supply-Chain-Resilienz steht im Zusammenhang mit den Pandemie-Auswirkungen. Die Dynamik der Prozesse von den Lieferketten kann man mit einem „lebenden Organismus“ vergleichen [6]. Die Supply Chains können also sowohl agieren als auch reagieren auf äußere Zustände oder, wie in dem Pandemie- Fall, Störereignisse. Wie effektiv diese Gegensteuerung sowie die darauffolgende Anpassung an den veränderten Zustand ausfällt, hängt von den zuvor entwickelten Strategien und den Erfolgsfaktoren des Unternehmens ab. 
Phasen einer resilienten Supply Chain [7]


Die Fähigkeit sich anpassen zu können und in den besseren Zustand wiederzufinden, ist die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette. Die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen die Vielfalt an theoretischen Grundlagen und Strategien. Die Methoden und Rahmen zur Steigerung der eigenen Resilienz existieren in der Theorie, die praktische Implementierung gestaltet sich zu einer Herausforderung für Unternehmen. 

Die Auswirkungen der Pandemie streuen sich in alle Bereiche der Wirtschaft. Die globalen Lieferketten erweisen sich aber als robust und reagieren schnell auf die vorhandene Dynamik. Der hier untersuchte
medizinische Bedarf für Arzneimittel konnte anhand einer Studie die Problematik in den Lieferketten aufzeigen. Als Hauptpunkte erwiesen sich die Lieferantenstruktur sowie die internationale Auslagerung bei der Produktion. Der Korrekturkurs wird durch die Bundesregierung erfolgreich Schritt für Schritt umgesetzt, so dass eine vertretbare Autarkie im Bereich der Arzneimittelproduktion zu einer geminderten Abhängigkeit führen könnte.

Arbeiten

  • Birkholz M (2020), "Retourenhandhabung in einem mittelständischen Unternehmen - ein prgmatischer Ansatz". Thesis at: Hochschule Kaiserlautern. Pirmasens, July, 2020. [BibTeX] [URL]
  • Mc Nelis M (2020), "Supply Chain Management, unter dem Einfluss von Covid-19 und die Zeit danach". Thesis at: Hochschule Kaiserslautern. Campus Pirmasens, August, 2020 [BibTeX] [URL]
  • Woll-Schmidt N (2020), "Einfluss von Pandemien auf Lieferketten - Die Auswirkungen auf medizinischen Bedarf". Thesis at: Hochschule Kaiserlautern. Pirmasens, December, 2020. [BibTeX] [URL]

Quellen

  1. Internetseite: ww-vertrieb.de von Frank Wolf, Kehl, 2015 (Aufgerufen am 23.04.2020) URL
  2. *4+ Horizont: „Wie Onlinehändler teure Rücksendungen vermeiden“ von Vera Günther, Horizont
    Zeitung für Marketing, Werbung und Medien, Frankfurt, 07.04.2019, (Aufgerufen am 23.04.2020) URL
  3. YouTube: What is Supply Chain Management? Definition and Introduction von AIMS education, UK vom 11.06.2016 (Aufgerufen 12.05.2020) URL
  4. Nicolas Rösler, Was ist SCM in 150 Sekunden, Youtube, 5.1.2021, URL
  5. Franziska Sprengard, Was ist SCM in 180 Sekunden, Youtube, 6.1.2021, URL
  6. Gattorna. (2015). Dynamic Supply Chains - How to design, build and manage people-centric value networks (3. Auflage). Harlow UK: Pearson Edukation Ltd.
  7. Lukas Biedermann Bremen 2018, Supply Chain Resilienz Konzeptioneller Bezugsrahmen und Identifikation zukünftiger Erfolgsfaktoren, S 55, ISBN 978-3-658-23515


Wenn in diesen besonderen Zeiten jemand seinen Abschluß macht, können die Arbeiten auch nicht die normalen sein, die sonst in den Unternehmen geschrieben werden. Die Arbeit von Michelle Mc Nelis ist ein gute Beispiel dafür. Ich bin gespannt, wie es weiter gehen wird.
Martin Wölker  

Dieser Beitrag wurde am 14. Nov. 2020 mit der Arbeit von Mc Nelis erst veröffentlicht, am 26.01.2020 mit der Arbeit von Woll-Schmidt und am 30.03.2021 mit der Arbeit von Maximilian Birkholz ergänzt.

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