Ein Wahlfach für die literarischen Koryphäen?

Was kann ich tun, damit ich eine gute Arbeit schreibe?

Ein Wahlfach für die literarischen Koryphäen?
Betrachtung einer Vermarktungsstrategie von Pawel Sonnek

Reprint
Hochschul Rundschau 3/2011


Ein neuer Professor an dem kleinsten Standort einer Fachhochschule führt ein neues Wahlfach mit dem Titel „Was kann ich tun, damit ich eine gute Arbeit schreibe?“ ein. Die Vermarktung des Wahlfaches wird schon sehr früh eingeleitet. Es wird durch einen Aushang mit der Modulbeschreibung schon während der Klausurzeit des vorhergehenden Semesters bekannt gemacht. Die Modulbeschreibung erläutert stichwortartig die Inhalte.

Am Anfang des neuen Semesters melden sich 40 Studenten an. Zur ersten Veranstaltung kommen 20. Zur zweiten sieben. In der dritten stellt es sich heraus, dass die übriggebliebenen Sieben ironischerweise keine großen Probleme bei der Verfassung von Texten haben. Was ist passiert? Wo liegt der Fehler? Respektive „Was kann ich tun, damit die kommen bzw. bleiben, die es wirklich brauchen?“

Eine erfolgreiche Werbekampagne macht nicht nur ein markanter Werbeslogan aus. Sondern es kommt viel mehr drauf an, den Nerv der Zielgruppe zu treffen und damit ihr Interesse zu wecken. Daher ist es sehr wichtig, die Zielgruppe schon im Anfangsstadium genau zu definieren. In diesem Fall sind es nicht einfach nur Studenten. 

Sondern es sind Studenten, die selten eine gute Note in Deutsch hatten, die Rechtschreibfehler machen, deren Satzbau nicht immer optimal ist, die möglicherweise einen Migrationshintergrund haben und noch keinen stimmigen Sprachstil entwickelt haben, die das Schreiben an sich hassen, weil sie genau wissen, dass sie Schwierigkeiten dabei haben und ihre Texte auch mit hohem Aufwand nicht so gut sind, wie sie es wünschten. Auf der anderen Seite gibt es bestimmt auch einige, die sich als geniale Schriftsteller sehen, aber objektiv betrachtet mit ihrer Selbsteinschätzung genial daneben liegen.

Die 20 Studenten, die zur ersten Veranstaltung nicht gekommen sind, konnten vielleicht den Termin mit ihrem Stundenplan nicht vereinbaren. Die 13, die sich in der zweiten Vorlesung nicht mehr blicken ließen, wurden mit großer Wahrscheinlichkeit durch die unerwartet umfangreiche Hausaufgabe vertrieben. Man könnte sagen, dass in dem Fall die Faulheit die Oberhand erringen konnte.

Man muss aber bedenken, dass für die Studenten, denen das Schreiben schwer fällt, sich der Zeitaufwand potenziert. So blieben nur die übrig, die die exorbitante Aufgabe zwischen Tür und Angel und während der Zugfahrt nach Hause erledigen konnten. Die, die dafür die Nächte opfern müssten, gaben gleich auf. Es ist schon klar, dass es des Professors Wille war, die Gruppenstärke zu reduzieren. 

Allerdings ist die Faktizität einer Hausaufgabe für einen Studenten im dritten Studienjahr erschreckend genug, um die Vorlesung aus dem Stundenplan zu streichen. In Anbetracht der Tatsache würde auch ein Aufsatz (ohne Buch lesen) vom Umfang einer DIN-A4-Seite die Spreu vom Weizen trennen. Im Idealfall werden durch eine optimale Vermarktungsstrategie Gefühle und Emotionen der gewünschten Zielgruppe geweckt. Das verspricht die größten Erfolgschancen. So könnte man beispielsweise einen Werbeslogan einführen, der folgendermaßen klingen könnte: „Abschlussarbeit mit Eins, trotz einer Vier in Deutsch!“

Buch zum Kurs

Wölker M (2011), "Wozu guter Stil? Ich bin doch Brillant! – Das praktische Handbuch zum Schreiben einer guten Abschlussarbeit" Dortmund Vol. 2 Verlag Praxiswissen. [BibTeX][Gibt es auch als PDF 

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