IoT und der ganze Rest

Das Internet der Dinge bekommt niemand umsonst

Powerpoint Folien: IoT und der ganze Rest CC BY-NC-SA

Beginne ich mal mit einem häufig zitierten Satz von Karl Steinbuch (1966): "Es wird in wenigen Jahrzehnten kaum mehr Industrieprodukte geben, in welche die Computer nicht hineingewoben sind." Damals war das noch unvorstellbar. Jahrzehnte später hat Mark Weiser (1991) in seinem Artikel "the Computer for the 21st Century" [1] die nahtlose Verknüpfung von Internet und Real-Welt beschrieben. 

Ob ihm wohl die Konsequenzen bewusst waren? Anyway, die Idee ist also schon sehr alt. Das wird dann wohl heute schon laufen. Mehr ins Bewußtsein ist das Thema erst seit ca. 2005 gekommen [5]. Seitdem explodieren die Veröffentlichungen. 

Google findet > 2,6 Mio Treffe für "Internet der Dinge" und und mehr als 58,6 Mio für "Internet of Things". Für eine Übersicht ist der Wikipediabeitrag gut geeignet [3]. Anbetracht der Trefferzahl ist natürlich auch viel Müll im Web und oft sind die Seiten interessengeleitet. Also jeden Beitrag überprüfen, aber das ist sowieso wissenschaftliche Pflicht. Gerade Internetquellen sind problematisch. Das heißt nicht, dass alles gedruckte vertrauenswürdig ist [Anleitung 4]. 

Was ist das Internet der Dinge?

Diese Frage stelle ich mir andauernd. Eine sicher unvollständige Sammlung unterschiedlicher Standpunkte von Fleisch und Friedmann 2005 bis 2020 aus der Wikipedia:

  • 2005: Ubiquitous Computing und RFID in der Praxis: Visionen, Technologien, Anwendungen, Handlungsanleitungen
  • 2007: Einblick in die revolutionäre Technologie der Identifikation und Information mit RFID
  • 2010: Vision, in der das Internet in die reale Welt hinein verlängert wird und Alltagsgegenstände ein Teil des Internets werden. 
  • 2010: Umfassende Beschreibung der technischen und organisatorischen Konzepte für die Umsetzung des Internets der Dinge
  • 2010: die Vision, die informationstechnischen Grundlagen und Herausforderungen sowie die Anwendungsmöglichkeiten
  • 2011: Einkaufen ist smart geworden. Warteschlangen an der Kasse gehören dank RFID der Vergangenheit an.
  • 2015: vision of a pioneering logistics system: intelligent devices were to learn, goods organise their way to their destination
  • 2015: Über smarte Objekte, intelligente Umgebungen und die technische Durchdringung der Welt
  • 2016: Internet der Dinge – Datenschutz und Transparenz im Smart Home
  • 2017: Entwicklung von Ertragsmodellen im IoT und speziell Industrie 4.0 
  • 2018: Industrie 4.0 and the IoT have been positioned on the international stage as important initiatives of a promising future: 
  • 2020, Sammelbegriff für Technologien einer globalen Infrastruktur der Informationsgesellschaften
Also irgendwas mit Technik für eine verheißungsvolle Zukunft. Das ist der Stand nach Jahrzehnten. Meine Hypothese ist: Es ist ein langer, frustrierender Weg bis ein Unternehmen so weit ist, dass damit Geld verdient werden kann. Von der öffentlichen Verwaltung gar nicht zu sprechen. Viele versuchen eine Abkürzung zu nehmen und scheitern. 

Enabling Technologies 

Zentral ist die Verfügbarkeit von Informationen [5]. Das ist auch die Basis der Beitrags von M. Vollmer "Einkaufen 3.0: Smarter geht’s kaum". In dem Beitrag von 2011 beschreibt in den VDI-Nachrichten, wie 2020 Einkaufen funktionieren kann [6]. Offensichtlich ist das nicht so. So bleibt die Frage, warum das nicht überall längst der Normalfall ist. Die Techniken sind alle verfügbar. 

Und genau hier liegt die Ursache des Scheiterns. Die Vision ist immer auf Application-Ebene [7]. Da werden Informationen verarbeitet, die nun mal irgendwo geschaffen werden müssen [5]. Es wird unterstellt, dass diese verfügbar sind. Aber genau da ist meist nicht der Fall [8]. In fast allen (meinen) Projekten hat sich gezeigt, dass häufig nicht mal die Stammdaten vorhanden sind, korrekt sind die eigentlich nie.

Dynamische Daten? OMG. Fast immer Mist. Ohne die "Hausaufgaben" zu erledigen wird das mit 4.0 nichts. Die Enabling (Basis)Techniken sind:

  • Auto-ID - Barcode, RFID, Coorganisierende Modelle, EPC
  • EDI - Electronic Data Interchange zum Geschäftsdatenaustausch
  • Telematik - Verkehrstelematik für die Logistik, GIS, TMS

und SCOR - Supply Chain Organisation Reference als Referezmodell.

Quellen

  1. M. Weiser, "The computer for the 21st Century," in IEEE Pervasive Computing, vol. 1, no. 1, pp. 19-25, Jan.-March 2002, doi: 10.1109/MPRV.2002.993141. This article originally appeared in Scientific American Vol 265, No 3, (September 1991), pp 94-104. Link zur Vorversion
  2. Elgar Fleisch, Friedemann Mattern (Hrsg), Das Internet der Dinge; Ubiquitous Computing und RFID in der Praxis: Visionen, Technologien, Anwendungen, Handlungsanleitungen, Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2005
  3. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Internet der Dinge, Bearbeitungsstand: 27. August 2020, 08:40 UTC. Link  
  4. Computer + Unterricht 74/2009, S. 43 und FH Hannover: Handbuch zur Recherche. Hannover 2006, Link
  5. Holten R, Dreiling A, zur Mühlen M, Becker J, Enabling Technologies for Supply Chain Process Management, in: Proceedings of the IRMA 2002 Conference, Seattle, May 2002, p 864-868, Link
  6. M. Volmer, Zukunftswelten - Einkaufen 3.0: Smarter geht’s kaum, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, 11.03.2011 Link
  7. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, OSI-Model“.Bearbeitungsstand: 7. Oktober 2020, 16:43 UTC. URL:  (Abgerufen: 15. Oktober 2020, 15:21 UTC), Link
  8. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Finagles Gesetz. 11. Dezember 2017, 06:22 UTC, Link

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