Klausuren bringen der Praxis nichts

Wie schon geschrieben, mache ich die endlosen Diskussionen was richtige Lehre ist mal wieder durch. Natürlich sind Klausuren ein Reibungspunkt und die haben viele Fans unter den Professoren.

Warum schreiben alle Klausuren?
     Weil sie Anbetracht voller Hörsäle und großer Seminare eben einfach skalierbar und effizient sind. Zudem scheinen sie objektiv und alle Prüflinge sind eben den gleichen Druck ausgesetzt. Man kann sie auch ganz gut digitalisieren, was ja allenthalben der aktuelle Fetisch ist.

Welche Kompetenzen kann man dadurch testen?
     Nur die untersten Kompetenzstufen "Wissen" und "Verstehen". Also die grundlegenden Ressourcen für praktische Arbeit. Notwendig, aber nicht hinreichend. Bei Grundlagenveranstaltungen halte ich das für einigermaßen akzeptabel.
Oft reicht plumpes Auswendiglernen oder stupides Wiederholen, damit man besteht. Dafür braucht man eigentlich kein Gehirn (in Anlehnung an Hüther ).

Wann kommt der Chef ins Büro und wirft eine Klausur auf den Tisch?
     Nie, denn er fragt ja kein Wissen ab, sondern will Ergebnisse der Arbeit sehen. Der Output wird bezahlt, nicht was der Mitarbeiter im Kopf hat. Das erfordert sicher wenig auswendig Gelerntes und viel Lösungskompetenz.

Also was sollen Klausuren?
     Ich halte sie für einen Anachronismus, der den Testenden das Leben einfacher macht (Schönstein). Auch ein Grund, wenn auch nicht aus Sicht der Prüflinge.

Kompetenzorientiert prüfen

Das Bild stellt den Fächer der Prüfungen dar. Im Berufsleben werden richtige Lösungen auf Kompetenzniveau 6 erwartet. In den Hochschulen werden unglaublich viele Klausuren geschrieben. Das halte ich für wenig zielführend. Ein Bachelor ist der erste berufsqualifizierende akademische Abschluss.


Deshalb setze ich in meinem Studiengang Logistics - Diagnostics and Design* auf einen Mix aus vielen Prüfungsformen. Im 6. Semester machen wir Fallstudien, die einen Beratungsprozess von der ersten Diagnose über die Präsentation der Situationsanalyse bis zur Abgabe der schriftlichen Expertise umfassen. Aber das werde ich an anderer Stelle mal darstellen.

Update

*Leider gibt es den Studiengang mit dem Wintersemester 20/21 nicht mehr. Er wurde zwangsvereinigt mit der technischen Logistik. Einige wenige Module haben das überstanden. In den letzten Jahre haben die meisten Erstsemester LDD gewählt hatten und nur wenige TL. Da LDD gar nicht mehr sichtbar ist und die meisten Module aus TL stammen, wird man sehen wie das wird.

Quellen:

  • NEXUS IMPULSE FÜR DIE PRAXIS: Kompetenzorientiert prüfen, Hochschulrektoren Konferenz, Ausgabe 4, Neuauflage Juni 2015 (HRK)
  • HRK-Zusatzgutachten, Umsetzungshilfen für kompetenzorientiertes Prüfen, September 2013 (HRK2
  • Entscheidungshilfen zur Wahl der Prüfungsform, Eine Handreichung zur Prüfungsgestaltung, HErausgeber: Zentrum für Lehre und Weiterbildung | zlw der Universität Stuttgart; Dr. Edith Kröber, 2014 (zlw Uni Stuttgart)
  • Stefanie Maria Lorenz, Kompetenzorientierte Prüfungsformen, Ein Blick hinter die Kulissen, Vortrag an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 18.05.2018 Lorenz, Uni Heidelberg
  • Kurzleitfaden: Kompetenzformulierung, Servicezentrum innovatives Lernen und Studieren, ZiLS (Uni Stuttgart)

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