Beratungsmärkte und Social-Media-Fallen: Wie Hochschulen Reichweite verschenken

Es ist eine unumstößliche Tatsache: Die Studierenden von heute suchen Unterstützung nicht mehr nur im Studierendensekretariat. Und genau das wird sichtbar, wenn man die Daten analysiert.

1. Der diversifizierte Beratungsmarkt: Wenn Externe die Lücken füllen

Trotz erheblicher Investitionen der Hochschulen in die Studienberatung und Organisation suchen viele Studierende zusätzliche Unterstützung außerhalb der institutionellen Angebote. Das hat zu einem umfangreichen Markt externer Hilfen geführt, der von ehrenamtlicher Unterstützung bis hin zu kommerziellen, teils wissenschaftlich unseriösen Dienstleistungen wie Ghostwriting oder überzogenen Coaching-Versprechen reicht.

Meine Analyse systematisiert die Beratungsangebote in vier Hauptkategorien:

  • Orientierungsberatung: Hilfe bei der Studienwahl.

  • Hochschulinterne Beratung: Organisatorische, akademische und psychologische Begleitung durch die Institution.

  • Kommerzielle Angebote: Gewinnerzielende Dienste (Lektorat, Coaching, Ghostwriting).

  • Ehrenamtliche Unterstützung: Praxisnahe Hilfe von Studierenden oder Kommilitonen.

Die klare Unterscheidung ist wichtig, denn jede Kategorie bedient spezifische Bedürfnisse. Hochschulen müssen wissen, welche Lücken die kommerziellen Anbieter füllen – und warum sie dort erfolgreicher sind.



Es wird der Zusammenhang zwischen der Anzahl der Beiträge und der Zahl der gefolgten Accounts dargestellt. Die Größe der Kreise stellt die Anzahl der Follower dar. Die in Rosa hervorgehobenen Accounts sind wirtschaftliche Beratungsaccounts. Die RPTU und die HS KL sind gelb markiert. Es besteht keine Korrelation zwischen Beitragszahl, Zahl der gefolgten Accounts und Zahl der Follower.  

2. Social Media: Viel Gerede, wenig strategischer Ertrag

Gerade für eine kleine, geografisch randständige Hochschule ist eine hohe digitale Sichtbarkeit über Social Media entscheidend für den Erfolg. Meine Untersuchung der Instagram-Accounts deutscher Hochschulen und kommerzieller Beratungsangebote liefert jedoch ernüchternde Ergebnisse.

A. Die Reichweiten-Falle: Erwartungsgemäß haben große Universitäten die höchste Reichweite. Jedoch sind die kommerziellen Beratungs-Accounts (im Diagramm oft rosa hervorgehoben) oft wesentlich reichweitenstärker als viele offizielle Hochschulprofile.

Besonders auffällig sind die Instagram-Profile der RPTU Kaiserslautern-Landau und der Hochschule Kaiserslautern, die im Ranking ihrer jeweiligen Vergleichsgruppen (Universitäten bzw. Fachhochschulen) im letzten Drittel der Follower-Zahlen liegen. Hier besteht ein erhebliches, datengestütztes Ausbaupotenzial.

B. Quantität ist nicht Qualität: Die Vermutung, dass man Follower vor allem durch regelmäßiges und häufiges Posten gewinnt, lässt sich empirisch nicht bestätigen. Die Netzwerkanalyse zeigt keine eindeutige Korrelation zwischen der Anzahl der veröffentlichten Beiträge und der Anzahl der Follower. Überraschenderweise haben Accounts mit wenigen Beiträgen teilweise mehr Follower als sehr produktive Profile.

Fazit: Es kommt nicht auf die Masse, sondern auf die Qualität und Relevanz der Inhalte sowie die Interaktion mit der Community an. Hochschulen nutzen Social Media oft noch als reinen Verbreitungskanal statt als Kommunikationsplattform.


Darstellung der Instagram-"Gefolgt" Verbindungen mit Gephi(foce atlas 2).

3. Das vernetzte Problem: Private Hochschulen und die Kommerzialisierung

Die Netzwerkanalyse der Follow-Beziehungen auf Instagram zeigt eine klare Trennung zwischen staatlichen und privaten Hochschulen:

  • Staatliche Hochschulen folgen primär anderen staatlichen Hochschulen.

  • Private Hochschulen weisen ein deutlich heterogeneres Verbindungsmuster auf und sind eng mit kommerziellen Beratungsangeboten vernetzt.

Implikation: Private Hochschulen scheinen die Relevanz kommerzieller Berater für ihre Positionierung erkannt zu haben und nutzen deren Expertise gezielter. Staatliche Hochschulen grenzen sich ab, verschenken aber möglicherweise wertvolle Einblicke in die tatsächlichen Studierendenbedürfnisse, die diese kommerziellen Anbieter befriedigen.

Ein Plädoyer für Daten-getriebenes Marketing

Die Analyse unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden Neuausrichtung.

  1. Benchmarking: Hochschulen müssen ihre Beratungsangebote kontinuierlich mit kommerziellen Anbietern vergleichen, um Lücken und Best Practices zu identifizieren.

  2. Strategische Social-Media-Nutzung: Der Fokus muss von der Beitragsfrequenz auf zielgruppenorientierten, relevanten Content verlagert werden.

  3. Sichtbarkeit nutzen: Insbesondere kleinere Hochschulen können ihre geringe Reichweite nur durch eine klare Differenzierung und eine aktive, strategische Social-Media-Präsenz ausgleichen.

Transparenzhinweis

KI-generierter Auszug aus dem Volltext "Allgemeine Überlegungen zu Social Media im Kontext der Beratung Studierender an Hochschulen" von Martin Wölker vom 18.12.2024. Für den Beitrag wurden verschiedene KI-Modelle eingesetzt. Die Recherche basiert auf einer Mischung aus Internetabfragen, einschließlich Plattformen wie Instagram, und der Nutzung eines entsprechenden Excel-Sheets, dass alle Daten enthält. Der vollständige, methodische Bericht (9 Seiten inkl. aller Grafiken und Tabellen) steht hier zum Download bereit: Link zum Volltext das Excel-Sheet mit der Datenbasis kann man hier herunterladen.


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Version: 1.4 April 2025, Kontakt: E-Mail Martin Wölker
Pirmasens, Germany, 2018-, ausgelesen am: , Licence CC BY


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